Kritik an Führungskräften

Straffe Regeln demotivieren Mitarbeiter

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Die Nachteile zu straffer Regeln im Überblick.
Die Nachteile zu straffer Regeln im Überblick.
Foto: ComTeam AG Gmund

Die Studie diagnostiziert weithin Defizite im Bereich FührungFührung, die nachdenklich stimmen. So meinen 70 Prozent der Mitarbeiter, dass eine Führungsaufgabe in den vergangenen Jahren unattraktiver geworden sei. Schlimmer noch: Sogar 45 Prozent der jungen Führungskräfte stimmen der Aussage zu, obwohl sie selbst just eine derartige KarriereKarriere vor sich haben. ComTeam mahnt an, viele Firmen müssten aktiver werden, um junge Mitarbeiter für eine Karriere im Unternehmen zu begeistern. Dazu zähle vor allem die zielgerichtete Heranführung an solche Aufgaben. Alles zu Führung auf CIO.de Alles zu Karriere auf CIO.de

Führungskräfte haben keine Zeit mehr für Führungsaufgaben

„Befördert wird, wer die Planzahlen am besten erfüllt oder hervorragendes Selbstmarketing betreibt, und nicht, wer sich durch besonders gute Mitarbeiterführung auszeichnet“, bemängeln die Berater. Hinzu komme, dass fast drei Viertel der Führungskräfte 50 bis 75 Prozent ihrer Arbeitszeit für Facharbeit aufwenden müssen. Entsprechend wenig Zeit bleibt, um den Führungsaufgaben nachzukommen.

Auf IT-Technologie basierende Werkzeuge sind – so der klare Tenor der Studie – nur eine begrenzte Hilfe bei der Optimierung der Missstände. So mussten 60 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr E-Learning-Tools zu Governance- und Compliance-Fragen ausfüllen. Die Intention dahinter ist logischerweise, die Mitarbeiter auf diese Weise für die Themen zu sensibilisieren. „Mit E-Learning-Tools gelingt das offensichtlich nicht, die Instrumente zeigen nur geringe Wirkung“, dämpft ComTeam jedoch diese Erwartung.

Juristisch absichern wichtiger als Verhalten ändern

Die Erfahrung zeige, dass die Mitarbeiter häufig mit möglichst geringem Aufwand die notwendige Punktzahl erreichen wollen. Beispielsweise tauschen Kollegen untereinander die richtigen Antworten aus, was von den Vorgesetzten oft toleriert wird. Ziel sei häufig eher die juristische Absicherung anstatt die Herbeiführung einer Verhaltensänderung, so die Berater. 60 Prozent der Befragten bekennen auch freimütig, ihr Verhalten unabhängig von den Compliance-Tests beizubehalten.

„Die Chefs gehen dabei mit besonders schlechtem Beispiel voran“, heißt es in der Studie. Als Führungskraft übernehme man Verantwortung für das Handeln der Mitarbeiter. „Die kann nicht an Tools delegiert werden“, so ComTeam. „Statt mehr Tools ist wieder mehr Kontakt über mehrere Führungsebenen notwendig.“

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