Arbeitszufriedenheit

Talente liegen brach, Motivation sinkt

Bettina Dobe war bis Dezember 2014 Autorin für cio.de.
Jeder Zehnte nutzt in der Arbeit keine seiner Stärken. Forscher der Uni Zürich appellieren an Chefs, Stellenprofile und Bewerber besser abzugleichen.

Zufriedene Mitarbeiter, die sich für das Unternehmen engagieren, sich mit ihm identifizieren und ihren Job mit Leidenschaft ausfüllen - klingt zu gut, um wahr zu sein? Das können Führungskräfte aber durchaus erreichen. Sie müssen Mitarbeiter gezielt motivieren und vor allem auf deren Talente setzen.

Claudia Harzer, Psychologin an der Uni Zürich, forscht daran, was Mitarbeiter glücklich macht.
Claudia Harzer, Psychologin an der Uni Zürich, forscht daran, was Mitarbeiter glücklich macht.
Foto: Claudia Harzer

Ob der eigene Arbeitsplatz der richtige ist, kann nur beurteilen, wer weiß, wo die eigenen Stärken liegen. Kann man die nämlich einsetzen, wird man im Job glücklich. Das fanden Claudia Harzer und Willibald Ruch, Psychologen an der Universität in Zürich, heraus. Sie forschen am Prinzip der Positiven Psychologie, die in Deutschland eher als Glücksforschung bekannt ist, und als Forschungsgegenstand das hat, was uns glücklich macht: positive Gefühle, positive Charakterzüge und positive Umgebungen, wie etwa Familie oder Arbeitsplatz.

Harzer und Ruch wollten herausfinden, ob es sich positiv auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz auswirkt, wenn Unternehmen die guten Charakterzüge ihrer Mitarbeiter, also Stärken und Talente, fördern. Die Psychologen maßen per Selbst- und Fremdeinschätzung, wie sehr die Probanden Stärken wie Kreativität, Neugier und Ehrlichkeit, aber auch Führungsstärke und Humor bei der Arbeit einbrachten. Sie fragten die 24 Charakterstärken ab, die laut dem Psychologen Martin Seligman zu einem zufriedenen Leben beitragen.

Die glücklichsten Mitarbeiter

Heraus kam: Die Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigt an, je mehr Stärken ein Angestellter nutzen kann. Kann ein Mitarbeiter drei bis fünf seiner Talente ausreichend nutzen, fühlt er sich in seiner Firma wohl: "Sie haben mehr Spaß bei der Arbeit, gehen mehr darin auf, empfinden die Arbeit als sinnvoller und sind zufriedener mit ihrem Beruf", heißt es in der Studie. Die Forscher fanden heraus, dass nur die wenigsten mehr als sechs ihrer persönlichen Stärken nutzen konnten. Bringt ein Angestellter eine Stärke nicht ein, kann das natürlich auch daran liegen, dass diese bei ihm wenig ausgeprägt ist. Die Wissenschaftler kamen aber auch zu einem für Unternehmen eher unangenehmen Ergebnis:

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