SMS-Nachfolger

Telekom verschiebt offiziellen Joyn-Start

26.02.2013
Von Meike Lorenzen

Manpower für Joyn

Wie viel Geld bisher in das Projekt "Joyn" geflossen ist, verraten die beteiligten Firmen nicht. "Bei uns ist es vor allem Manpower, und die lässt sich schwer beziffern", sagt der Telekom-Sprecher. Das Projekt könnte einige Kapazitäten gefressen haben. "Ein Anwendungssystem zu programmieren, das viel mehr kann als 160 Zeichen zu verschicken, ist eine Herausforderung", sagt Torsten Gerpott, Professor an der Mercator School of Management in Duisburg. Dort leitet er seit 1994 den Lehrstuhl für Unternehmens- und Technologieplanung.

Einen weiteren Aspekt für ein Gelingen des Projekts stellt seiner Meinung nach sowohl die gewollte Interoperabilität zwischen den deutschen Mobilfunkanbietern als auch international dar. "Wenn etwa in Deutschland alle vier Netzbetreiber Joyn anbieten, dann erhöht sich die Chance stark, dass ein interessanter Markt entsteht. Bleibt das Angebot ein Flickenteppich wird es schwierig", mutmaßt Gerpott. Unterm Strich bedeutet das, dass alle Anbieter ihren Kunden Joyn anbieten müssen, so dass wie bei der SMS auch Telekom-Kunden Joyn-Nachrichten an Vodafone-Kunden schicken können. "Das ist bei WhatsApp anders", wirbt Dirk Wende. "Hier kann nur derjenige kontaktiert werden, der auch bei WhatsApp angemeldet ist." Sobald alle Anbieter mit dem neuen Messenger auf dem Markt sind, werde sich die Anzahl der Nutzer automatisch erhöhen. Damit würden auch neue Zielgruppen erreicht werden, die sich bisher nicht an appbasierten Messengern versucht haben.

Die Deutsche Telekom stellt seit November immerhin Apps für AndroidAndroid und iOS in einer Betaversion bereit. Bis März 2013 soll das Angebot kostenlos bleiben, dann will das Bonner Unternehmen eine Gebühr erheben. Bei Vodafone werden die Kosten über den normalen Datentarif abgerechnet. Inwieweit man mit dem neuen Produkt Gewinn machen möchte, darüber redet die Telekom nicht so gerne. Alles zu Android auf CIO.de

"Wir verstehen Joyn vor allem als Projekt der Kundenbindung", sagt Dirk Wende. Einen Kunden zu halten sei deutlich einfach als ihn wiederzugewinnen. Entsprechend scheint Joyn mehr ein Marketinginstrument denn ein Gewinnbringer - zumindest nicht, wenn man an das Geschäft mit dem Endkunden denkt. Abgerechnet wird der Dienst vermutlich in Form einer Flat und sich daher kaum von der SMS unterscheiden. Der Umsatzanteil für das Unternehmen wird sich also nicht wesentlich verändern. Und das ist ein Problem, denn der einstige Profitbringer SMS bringt immer weniger Geld.

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