Polemik gegen Betriebssystem

Tester zerpflückt Windows 8

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Im Vergleich zu seinen früheren Kritikpunkten an der Beta-Version sei in der finalen RTM-Version manches Ärgernis weiterhin vorhanden. Es gebe etwa keinen Start-Button auf dem Desktop, der Metro-Start-Screen bleibe hoffnungslos zweidimensional mit aufpoppenden Elementen, die an billige Las-Vegas-Leuchtreklame erinnerten. Wer auf einem großen Monitor von Metro zu Desktop und wieder zurück wechseln wolle, brauche unweigerlich Beruhigungsmittel. Zudem hätten Hunderte von Testern bestätigt, dass „echte Arbeit“ mit Tastatur und Mouse mit Windows 8 schlechterdings unmöglich sei.

Optik wie billige Leuchtreklame

Optisch habe man sich vom Aero-Interface der Vista-Ära zurückentwickelt zum quadratischen und schattenlosen Flachland-Stil vergangener Windows-3.1-Tage. Die Ausnahme sei aus unerfindlichen Gründen der ansatzweise transparente Desktop-Taskbar. Leonhards Geschmack ist damit nicht getroffen. Das schlichte Design solle offenkundig weniger Strom fressen, als das zuletzt der Fall war.

Auch die Metro Apps – Mail, People, Calendar, Messaging, SkyDrive, Weather, News, Finance, Travel, Sports, Games, Camera, Music und Video – reißen den Tester nicht vom Hocker. Immerhin seien im Vergleich zur Beta-Version einige der schlimmsten Bugs behoben worden, wenngleich keineswegs alle.

Bei Metro Mail gebe es nach wie vor keine handliche Möglichkeit, neue Ordner anzulegen und Nachrichten in bestimmte Ordner abzulegen; dazu seien ein rechter Mausklick und eine manuelle Auswahl nötig. Zudem gebe es keine Konsolidierung der Inboxes für multiple E-Mail-Accounts. Zwar könne Metro Mail mit Hotmail, Exchange und Gmail vernetzt werden, erkenne aber weiterhin kein POP3. Besonders nervig sei, dass die Mail-App nichts aus anderen Mail-Programmen von Microsoft wie Office Outlook, Windows Live Mail, Windows Mail oder Outlook Express importiere.

Ein Lob des Kritikers gibt es für die Social-Networking-Integration. Metro People synchronisiere Kontakte über Facebook, Twitter und LinkedIn. Für sich betrachtet funktioniere es zudem ganz gut, die Daten von Mail, People und Metro Calendar zu konsolidieren. Wer aber aus allen dreien einen einheitlichen Datensatz schaffen möchte, scheitere nahezu unweigerlich.

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