Kaum Nutzerwachstum

Twitter-Quartalsbericht schickt Aktie auf Talfahrt

28.10.2015
Der Kurzmitteilungsdienst Twitter kommt auch unter Mitgründer Jack Dorsey als ständigem Konzernchef nicht recht in Schwung. Mageres Nutzerwachstum, rote Zahlen und ein trüber als erwartet ausgefallener Geschäftsausblick ließen die Aktie an der Börse abstürzen.

Noch keine Trendwende unter Hoffnungsträger Jack Dorsey: Twitters erstes volles Quartal nach der Rückkehr des Mitgründers auf den Chefposten hat die Anleger enttäuscht. Zwar steigerte das Unternehmen den Umsatz in den drei Monaten bis Ende September verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 58 Prozent auf 569 Millionen Dollar (515 Millionen Euro) und übertraf damit die Prognosen der Analysten.

Allerdings geht aus dem am Dienstag nach US-Börsenschluss veröffentlichten Finanzbericht (PDF-Link) auch hervor, dass die Nutzerzahlen niedriger als angenommen ausfielen. Die Zahl der User, die sich mindestens einmal im Monat bei Twitter einloggen, stieg zum Vorquartal nur um 1,6 Prozent auf rund 320 Millionen. Das Wachstum kam damit fast zum Stillstand.

Das Unternehmen bleibt zudem mit einem Quartalsverlust von 132 Millionen Dollar in den roten Zahlen. Im Vorjahr hatte das Minus unter dem Strich allerdings noch bei 175 Millionen Dollar gelegen. Die Werbeeinnahmen kletterten im dritten Quartal um 60 Prozent zum Vorjahr auf 513 Millionen Dollar. Das zeigt zwar, dass Twitter trotz magerem Nutzerwachstum reichlich Potenzial hat, Erlöse zu generieren. Im Vorquartal hatte das Plus jedoch noch bei 63 Prozent gelegen.

Der Ausblick auf das vierte Quartal fiel schwächer aus als an der Wall Street erwartet. Twitter sagt einen deutlichen Umsatzanstieg auf 695 bis 710 Millionen Dollar voraus. Analysten hatten aber mit einem noch deutlich höheren Wert gerechnet. Insgesamt kam der Quartalsbericht am Markt überhaupt nicht gut an - die Twitter-Aktie fiel nachbörslich zeitweise um mehr als elf Prozent. Auf Jahressicht notiert das Papier mit über 25 Prozent im Minus.

Twitter mache Fortschritte dabei, seine Services zu vereinfachen und den Wert der Plattform besser zu kommunizieren, erklärte Vorstandschef Dorsey. Er hatte die Unternehmensführung nach dem Rücktritt des stark kritisierten Vorgängers Dick Costolo Ende Juni zunächst kommissarisch übernommen und sich Anfang Oktober als Dauerlösung verpflichten lassen. Investoren setzen große Hoffnungen auf Dorsey, der allerdings zusätzlich auch noch den vor dem Börsengang stehenden Bezahldienst Square leitet.

Dorsey hatte das bisherige Geschäftsmodell nach seinem Amtsantritt harsch kritisiert. Das Bemühen, neue Nutzer zu gewinnen, habe bislang keine nennenswerte Wirkung gezeigt, sagte er im Juli. Nur wenige Tage nach seinem Engagement als ständiger Konzernchef hatte Dorsey Mitte Oktober einen massiven Stellenabbau in Gang gesetzt. Wegfallen sollen rund acht Prozent der Belegschaft, das wären maximal 336 Jobs. Die Einsparungen sollen für ein schnelleres Wachstum investiert werden. (dpa/tc)

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