E-Health in Deutschland

"Umsetzungsschwäche tut weh"

16.04.2007
Von Jürgen Kotschenreuther

Zu den größten Problemen zählt zweifellos der Mangel an Konsens, der sich vor allem im derzeitigen Boykott der eGK seitens der Ärzte manifestiert. Schwerwiegend ist auch der Vorwurf des Lobbyismus, der in erster Linie an die IT-Wirtschaft wie Bitkom, IBMIBM und Siemens adressiert wurde. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass nur ein intensiver Dialog und ein ernsthafter Interessenausgleich helfen kann. Neues Bewusstsein und Denken sowie neue Handlungsstrategien und Prozesse schaffen durch umfassende Kommunikation, Kooperation und Partnerschaft sind die großen Herausforderungen auf dem Weg in das Zeitalter moderner elektronisch unterstützter Gesundheitsversorgung. Dringender Diskussionsbedarf besteht hinsichtlich einer Finanzierung der telematischen Gesundheitsinfrastrukturen, die nicht zu Lasten der Ärzte geht. Im Gespräch ist, wie der Staat durch geeignete Finanzierungsmodelle die geplante Mega-Innovation anschieben kann und/oder muss. Natürlich wird die eGK dadurch nochmals verteuert.
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Gerhard Härdter, der IT-Chef im Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus bezeichnet die Kommunikation zwischen IT und den Anwendern aus der Ärzteschaft als ein "Riesenproblem".
Gerhard Härdter, der IT-Chef im Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus bezeichnet die Kommunikation zwischen IT und den Anwendern aus der Ärzteschaft als ein "Riesenproblem".

Darüber hinaus gibt es weitere, zahlreiche Herausforderungen. Ulrich Pluta, Business Development Manager Healthcare, OracleOracle, hielt auf der Fachkonferenz ein Plädoyer für weltweit einsetzbare eHealth-Lösungen. Deutschland habe in Sachen des Übertragungsstandards Health Level 7 (HL7v3) noch viel zu tun. Absolutes Muss sind der Schutz des informationellen Selbstbestimmungsrechts, der Privatsphäre ("Privacy“) und persönlichen Daten (DatenschutzDatenschutz). Alles zu Datenschutz auf CIO.de Alles zu Oracle auf CIO.de

Als ein "Riesenproblem“ bezeichnete Gerhard Härdter, Abteilungsleiter EDV beim Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart, die Kommunikation zwischen zentraler IT und den Anwendern wie beispielsweise Chefärzten und anderen Nutzern. Die Verantwortung der IT-Chefs wachse enorm. Über den stabilen Betrieb von Rechenzentren und Infrastrukturen hinaus käme es künftig zunehmend darauf an, Nutzen und Mehrwert innovativer ICT-Lösungen zu vermitteln. Dies erfordere eine klare Service-, Anwender- und Nutzenorientierung. Härdter agiert bewusst offensiv, reagieren liegt ihm nicht. Die Bremsmanöver deutscher Politik irritieren ihn nicht: "Wir können nicht warten, bis die Gesundheitskarte aus Berlin kommt."

Die Politik steht auf der Bremse, die IT-Wirtschaft macht Druck, die Ärzte setzen auf Boykott. Damit die großen Innovationen der modernen ICT- und Sicherheitstechnologien genutzt werden können, ist übergreifender Dialog zwischen allen Akteuren, insbesondere Politik, Wirtschaft und Anwendern erforderlich. Bei alledem steht der Patient im Mittelpunkt. Schon aufgrund des riesigen Drucks, der von der demographischen Entwicklung und der damit zusammenhängenden Kostenexplosion ausgeht, gibt es zur Einführung einer leistungsstarken, qualitativ hochwertigen Gesundheitstelematikinfrastruktur keine Alternative. Je schneller, umso besser, denn Zeitverluste ziehen weitere Verteuerungen nach sich. Informatisierung und Vernetzung sind Megatrends, die längst auch das Gesundheitswesen erfasst haben. Sie werden zu einer Vielfalt von intelligenten, differenzierten und personalisierten Angeboten führen.

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