Was die Analysten sagen

Ungewisse Chancen für Google Chrome OS

15.07.2009
Von Nicolas Zeitler

Paul sieht grundsätzlich keinen Sinn darin, "sich selbst mit einem weniger fähigen Betriebssystem zu behindern", wenn man doch ein Netbook mit gutem Prozessor habe. Wenig hält Ian Paul auch von dem im offiziellen Google-Blog gemachten Versprechen, Nutzer von Chrome OS würden sich "nicht mit Viren, Schadprogrammen oder Sicherheits-Updates" herumschlagen müssen. Das werde höchstens solange der Fall sein, wie das Betriebssystem ein Nischenprodukt bleibe. Auch Spies ist zurückhaltend, was die vollmundige Ankündigung von Google angeht. Die beworbenen Vorteile in punkto Sicherheit vermag er noch nicht einzuschätzen.

Chrome OS für mobile Endgeräte

Günstig scheinen indes die Rahmenbedingungen zu sein. Die Spanne unterschiedlicher mobiler Geräte, für die Chrome OS besonders geeignet sein soll, differenziert sich Spies zufolge weiter aus. Und mit der fortschreitenden Glasfaser-Anbindung und sinkenden Mobilfunk-Preisen spielten die Verzögerungen im Internet und hohe Kosten beim Surfen über mobile Geräte eine immer geringere Rolle.

Spies’ Ansicht, dass Chrome OS Microsoft auf dem Terrain mobiler Geräte angreifen könnte, teilt Laurent Lachal, Experte für Open SourceOpen Source beim Beratungshaus Ovum. Mobile Internet-Geräte (MID) würden immer beliebter. Auf diesem Markt fasse derzeit bereits das von Google gemeinsam mit Mobiltelefon-Herstellern entwickelte Betriebssystem AndroidAndroid Fuß. Es ist wie Chrome OS Linux-basiert. Alles zu Android auf CIO.de Alles zu Open Source auf CIO.de

Passende Anwendungen per Mausklick

Mit Blick auf die vermuteten Eigenschaften von Google Chrome OS erwartet Rüdiger Spies, dass das Betriebssystem "intuitiv und leicht zu bedienen" sein werde. Auch diese Ansicht teilt Ovum-Experte Lachal. Mit Chrome OS werde dem Anwender möglicherweise ein einheitlicher Zugriff auf verschiedene Google-Anwendungen möglich sein. Außerdem vermutet Lachal, dass daran eine Online-Boutique angebunden sein wird, über die sich mit wenigen Klicks auf das System abgestimmte Anwendungen beziehen lassen.

Rüdiger Spies’ amerikanischer Kollege Al Gillen von IDC fordert gegenüber unserem US-Schwesterorgan Computerworld, Chrome OS müsse vor allem soziale Anwendungen integrieren. Anders sei gegen Microsoft kein Stich zu machen. "Soziales Netzwerken muss Teil der Desktop-Erfahrung werden", sagt er. Statt beispielsweise den Dienst Twitter über ein Browser-Fenster zu nutzen, könne er als Mini-Anwendung in einer Ecke des Desktops untergebracht werden.

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