Christiane Stenger im Interview

"Unser Gehirn ist neugierig, aber auch faul"

28.02.2022
Von Lisa Hegemann

"Ich habe keine Zeit für solche Sperenzchen"

Was wäre denn eine gute Art von Pause?

Mittagspause sollte man auf jeden Fall machen und auch in Ruhe essen. Am besten geht man noch kurz an die frische Luft und bewegt sich. Natürlich ist man oft aber lieber faul und geht schnell in die Kantine und dann gleich wieder an die Arbeit.

Gerade, wenn man viel zu tun hat.

Ja, man denkt: Ich habe keine Zeit für solche Sperenzchen. Aber aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass es total viel bringt, wenn man noch mal ein paar Schritte geht, ein bisschen Frischluft schnappt und die Gedanken schweifen lässt.

Sie schreiben in Ihrem Buch auch, morgens mal nicht die Mails zu lesen, sondern sich direkt den wichtigen Aufgaben zu widmen.

Ich würde nicht sagen, dass man die E-Mails gar nicht lesen soll. Man sollte sie auf jeden Fall überfliegen und die wirklich Wichtigen schnell erledigen. Doch darum geht es gar nicht.

Sondern?

Mir geht es darum, dass ich mich nicht den ganzen Vormittag damit beschäftige, Mails zu beantworten, die teilweise einfach banal sind. Auch, wenn ich es gerne mache, weil Mails schreiben nicht so anstrengend ist. Aber die Gefahr besteht, dass ich deswegen nicht mehr dazu komme, meine richtig wichtigen Projekte in Angriff zu nehmen.

Das kann ich doch auch nachmittags machen …

Aber nachmittags bin ich schon müde. Deswegen kann ich den Rest der Mails eher dann beantworten oder in einer Ruhepause.

Nun stören ja nicht nur Mails den Arbeitsfluss, sondern auch mal der Kollege. Wie kann ich damit am besten umgehen?

Optimal ist es, wenn es in einem Büro Rückzugsmöglichkeiten gibt, also Räume, in denen sich ungestört arbeiten lässt. Den netten Kollegen kann man höflich fragen, ob es total dringend ist oder ob er noch mal in einer Stunde wiederkommen kann.

Und wenn der Chef neben mir steht?

Da hilft es nichts. Da muss die Arbeit eben warten.

Mails, Kollegen, das piepende Handy - das alles erfordert auch Multitasking. Kann sich mein Gehirn da überhaupt auf eine Sache fokussieren?

Solche Muster haben sich inzwischen eingeschlichen: Ich fange an, eine E-Mail zu schreiben, telefoniere, schaue dabei noch schnell etwas nach und dann fällt mir ein, dass ich eigentlich vorhatte, einen anderen Vorgang zu bearbeiten.

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