Supermann gesucht

Utopische Anforderungen an IT-Freiberufler

11.07.2014
Von Oliver Knittel

Ich brüte über der Ausschreibung, um zu verstehen, was genau gefordert wird. Hier stolpere ich zunächst über die Wortwahl. Während die Erfahrungen mit ITIL tiefgreifend sein sollen, müssen sie bei CobiT profund sein, beim Rest immerhin sehr gut. Da frage ich mich doch, wann ich tiefgreifende, wann ich profunde Erfahrungen und wann ich sehr gute Kenntnisse habe? Danach beschäftige ich mich mit den inhaltlichen Anforderungen und betrachte den Rest der Ausschreibung wie ein US-Cop am Tatort.

ITIL

Wenn ich mich recht erinnere, war Itil die historische Hauptstadt des Reichs der Chasaren. Ich hoffe, dass damit nicht der Projektstandort gemeint ist. So gehe ich mal davon aus, dass mit ITIL die IT Infrastructure Library gemeint ist. Das ist eine Sammlung von Regeln, Definitionen und Werkzeugen für den Betrieb einer IT. Verwirrend ist, dass ITIL keine Projektmanagement-Methode, sondern ein durch eine Dokumentensammlung unterstützter Ansatz ist. Die vom Office GovernmentGovernment Commerce (OGC), dem Gralshüter über ITIL empfohlene Projektmanagement-Methode ist jedoch PRINCE2. In der Ausschreibung werden aber Must Kenntnisse zum PMBOK gefordert. Das PMBOK ist aber neben PRINCE2 ebenfalls ein Standard für Projektmanagement. Alles zu Government auf CIO.de

CobiT

Dann werden weitere Methodenkenntnisse gefragt. Mir sagen die Begriffe Cebit und auch der kleine Hobbit etwas, aber was zum Teufel ist CobiT? Ich schaue in Wikipedia und lese "CobiT(Control Objectives for Information and Related Technology) ist das international anerkannte Framework zur IT-Governance und gliedert die Aufgaben der IT in Prozesse und Steuerungsvorgaben". Es geht also im weitesten Sinne um die Sicherheit von IT-Prozessen. Es müssen zum Beispiel die IT-Prozesse so definiert werden, dass niemand eine private CD mit Kontodaten brennen und mitnehmen kann.

CMMI

CMMI bedeutet Capability Maturity Model Integration.Dies bedeutet so etwas wie den Qualitätsstandard eines Softwareentwicklungsprozesses. Darin steckt das Wort Maturity, übersetzt Reifegrad.

Dahinter ist ein schönes Bild aus der Natur. Stellen wir uns einen Apfelbaum vor. Erst blüht der Apfelbaum und die Blüten dürfen nicht erfrieren. Wenn der Apfel zu früh gepflückt wird, ist er sauer und hart. Nur wenn der Apfel lange genug am Baum ist, schmeckt er wirklich gut. Diesen Reifegrad gibt es auch für Softwareorganisationen. Damit nicht genug. Es gibt drei verschiedene Modelle:

  • Das "CMMI for Development" (CMMI-DEV) unterstützt die Verbesserung von Organisationen, die Software, Systeme oder Hardware entwickeln.

  • Das "CMMI for Acquisition" (CMMI-ACQ) unterstützt die Verbesserung von Organisationen, die Software, Systeme oder Hardware einkaufen, aber nicht selbst entwickeln.

  • Das "CMMI for Services" (CMMI-SVC) unterstützt die Verbesserung von Organisationen, die Dienstleistungen erbringen.

Adaptiert auf die Versicherungswirtschaft bedeutet das:

  • Versicherer entwickeln ihre Software oft selbst.

  • Versicherer sourcen für bestimmte Bereiche wie z. B. dem Rechnungswesen, die sie nicht zu ihrer Kernkompetenz zählen, ihre Entwicklung aus.

  • Die Softwareentwicklung für andere Organisationen ist eher exotisch. Ich kenne hier persönlich nur einen Fall. Die IT-Abteilung der Generali hat eine Produktmodellierungs-Software entwickelt und diese auch anderen Konzerntöchtern zum Kauf angeboten.

Wieder kann man alles und nichts hinein interpretieren, aber sehr gut sollen die Erfahrungen sein.

Zur Startseite