Die nächste ERP-Generation kommt

Viele Prozesse - ein System

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Sein Charme liegt vor allem darin, dass den Anwendern Erleichterung bei der Integration ihrer Anwendungen versprochen wird. Verschlingen doch allein die Integrationsbemühungen 60 Prozent der IT-Budgets, so die Schätzungen von Forrester Research.

Auch wenn viel Musik in dem Thema ist - bislang ist es vor allem Zukunftsmusik. Die Produkte, die heute am Markt sind, sind noch weit entfernt von dem, was die Hersteller unter serviceorientierten Anwendungen verstehen, so Klemisch. Zwar sind die Weichen in die Richtung gestellt, von einer echten Modularisierung kann jedoch nicht die Rede sein. Auch SAP-Chef Kagermann räumte ein, dass dies noch eine Weile dauern wird: "Bis unsere gesamte Angebotspalette auf SAP Netweaver und zu etwa 90 Prozent auf unserer neuen Architektur läuft, dürfte es wohl 2006 werden", gab er gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" zu Protokoll.

Komplexität bleibt ein Thema

Offen bleibt, ob bei den Kunden am Ende des Tages weniger komplexe Lösungen stehen werden. "Auch im modularen System müssen Anwendungen verknüpft und Schnittstellen gebaut werden", dämpft TDS-Mann Klemisch zu hohe Erwartungen. "Die neuen Systeme werden sicher ebenfalls wieder komplex werden. Nur auf eine andere Art und Weise."

Leichter integrierbar und weniger komplex. Um diese Kundenwünsche zu erfüllen, müssen SAP und Co. auf jeden Fall noch einiges an Entwicklungsarbeit leisten. "Der Rattenschwanz an funktionellen Redundanzen, der sich historisch bedingt ergeben hat, muss deutlich reduziert werden", erklärt Christian Glas, ERP-Spezialist beim Beratungsunternehmen PAC. Fraglich in puncto Integration bleibt ebenso, wie weit die Hersteller sich tatsächlich an ihr Bekenntnis zu offenen Schnittstellen halten werden. Für börsennotierte Anbieter sind Lizenzumsätze ein wichtiger Indikator für künftiges Wachstum. Ob es ihnen gelingt, mit der neuen Architektur den Verkauf von Software anzukurbeln, ist nicht garantiert. Denn lassen sich künftig Fremdanwendungen leichter integrieren, öffnet das gleichzeitig neuen Raum für Nischenplayer und Spezialisten.

Zur Startseite