Markt wächst zu langsam

Virtualisieren - oder Geld verbrennen

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Denn der Umbau der IT-Landschaften erfordert eine komplette Abkehr vom bisherigen Denken "Eine Ap-plikation - ein ServerServer". Ein unverändertes Fortführen dieses Paradigmas würde nach Berechnungen der Marktforscher von IDC dazu führen, dass im Jahre 2010 weltweit rund 41 Millionen Server in Betrieb wären - bei einer durchschnittlichen Auslastung von unter zehn Prozent. Das entspricht einer Verschwendung von 140 Milliarden Dollar an ungenutzter Server-Kapazität. Laut einer IDC-Studie berichten Anwender von etwa 20 Prozent durchschnittlichen Einsparungen durch Virtualisierung. Dort liege ein riesiges Einsparpotenzial für Unternehmen, so IDC. Alles zu Server auf CIO.de

Denis Mrksa, Analyst Techconsult: "BezüglichSpeichervirtualisierung liegen bisher noch ein fehlendes Lösungsverständnis und ein Mangel an praktischer Umsetzungsmöglichkeit vor."
Denis Mrksa, Analyst Techconsult: "BezüglichSpeichervirtualisierung liegen bisher noch ein fehlendes Lösungsverständnis und ein Mangel an praktischer Umsetzungsmöglichkeit vor."

Aber deutsche CIOs tun sich schwer: "Es ist ja keine Neuigkeit, dass neue technologische Trends im anglo-amerikanischen Bereich schneller adaptiert werden als bei uns, aber auch unsere europäischen Nachbarn Italien und Frankreich sind im Hinblick auf Virtualisierung schon weiter als wir in Deutschland", sagt der Accenture-Geschäftsführer. Das liege - paradoxerweise - vor allem an dem verbreiteten alten betriebswirtschaftlichen Denken. "Während in anderen Ländern eher der Business-Case gesehen wird und nicht vollständig abgeschriebene Hardware im Zuge der Virtualisierung schon mal vorzeitig ausgetauscht wird, halten sich die deutschen Unternehmen fast immer an die Abschreibungszyklen", berichtet von Donop. Die lägen bei Servern in der Regel zwischen drei und fünf Jahren. Deshalb steht die eigentliche Virtualisierungswelle in Deutschland erst noch bevor.

Daher überraschen weniger das gegenwärtig geringe Ausmaß der Virtualisierung als vielmehr die gewaltigen Zuwachsraten: Die IDC-Analysten rechnen damit, dass schon im nächsten Jahr mehr als 50 Prozent der neu gekauften Server in virtuellen IT-Landschaften ihren Dienst verrichten werden. Gartner prognostiziert, dass die Anzahl virtueller Maschinen weltweit von weniger als fünf Millionen Dollar in 2007 auf mehr als 660 Millionen Dollar im Jahr 2011 ansteigen wird.

Eine aktuelle Studie der Analysten von Techconsult offenbart allerdings erhebliche Unterschiede in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße in Deutschland: "In Unternehmen ab 500 Mitarbeitern gehört die Server-Virtualisierung bereits zum IT-Alltag, 71 Prozent haben derzeit virtuelle Maschinen installiert. Bis Ende 2008 werden weitere 16 Prozent dieser Zielgruppe dazustoßen", sagt Denis Mrksa, Analyst bei Tech-consult und Leiter der Studie. Allerdings wurde nicht erhoben, in welchem Ausmaß Firmen virtualisieren: einige wenige Server oder großflächig.

Storage noch in den Kinderschuhen

Bei Firmen mit weniger als 100 Mitarbeitern sind es magere 21 Prozent, bei solchen mit 100 bis 500 Mitarbeitern 35 Prozent, die virtuelle Maschinen einsetzen. Dennoch nimmt die Server-Virtualisierung eine Vorreiterrolle ein: "Man kann sagen, dass die Server-Virtualisierung in den IT-Abteilungen deutscher Unternehmen angekommen ist. Storage-Virtualisierung steckt hingegen noch weitgehend in den Kinderschuhen", sagt Mrksa. Nur rund jeder zehnte Betrieb verfügt bisher über virtualisierte Speicherumgebungen, weitere zehn Prozent planen deren künftigen Einsatz.

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