Second Life

Virtuelles Wunderland

19.03.2007
Von Anja Tiedge

Bei der Konkurrenz herrscht zur gleichen Zeit mehr Rummel. Das ist nicht verwunderlich, denn die Insel von Mercedes-Benz existiert erst wenige Tage, und die Avatare sind gespannt, was es Neues zu entdecken gibt. Außerdem gibt es etwas umsonst: einen kostenlosen Rennanzug. Die dazu passende Rennstrecke fehlt aber auch hier. Sie soll im März mit der Enthüllung der neuen C-Klasse eröffnet werden.

"Wir verkaufen unsere Autos im ersten Leben - aber Second Life bietet eine tolle Möglichkeit, mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten und ein Gespür dafür zu bekommen, wie unser Produkt ankommt", erklärt eine Mercedes-Sprecherin das Engagement des Unternehmens in Second Life. Zur Eröffnung der Insel gab die deutsche Newcomerband "Wagner Love" ein Livekonzert. "Pretty neat", antwortet ein Avatar mit Hundegesicht und Flügeln auf dem Rücken auf die Frage, wie das Eröffnungskonzert bei Mercedes war. "Ganz ordentlich" also.

Die Antwort macht wieder einmal deutlich: Um sich ungezwungen in Second Life bewegen zu können, ist es von Vorteil, Englisch zu sprechen. Der Großteil der Spieler, nämlich mehr als 30 Prozent, kommt nach Angaben von Linden Lab aus den USA. Auch Befehle und Erklärungen sind größtenteils englisch. Die Deutschen rangieren mit gut zehn Prozent der Spieler nach den Franzosen an dritter Stelle.

Experimentelle Plattform

Mit Angaben, wie viel Planung und Durchführung eines Auftritts bei Second Life kosten, halten sich die Unternehmen bedeckt. Ohnehin ist eine Außenstelle im zweiten Leben für viele Konzerne eher eine Image-Frage als der Versuch, den Umsatz anzukurbeln. "Second Life wird von den Unternehmen hauptsächlich als experimentelle Plattform genutzt. Sie möchten herausfinden, wie das Web 2.0 funktioniert und wie seine Nutzer angesprochen werden können", sagt Stefan Weiß von Future Lab, einer Unternehmensberatung für Neue MedienMedien. Er hat sich auf Second Life spezialisiert und bietet im echten Leben Seminare zum Thema an. Top-Firmen der Branche Medien

"Die emotionale Tiefe, die bei der Zielgruppe durch das Web 2.0 erreicht werden kann, ist im normalen Internet nicht möglich", meint Weiß. Er warnt aber auch vor falschen Hoffnungen, die momentan durch den Hype um Second Life geschürt werden. "Das Spiel ist kein Wunderland, in das man hineingeht, schnelles Geld verdient und dann reich wieder herauskommt."

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