Deutsche Unternehmen zögern

Vista braucht den Herdenantrieb

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Microsoft zeigt sich naturgemäß sehr zufrieden mit dem Verkaufserfolg. Marketing-Mann-Braun berichtet von "sehr großem Interesse“. "Viele Firmen befinden sich in der Evaluierungsphase.“ Ein Flop ist Windows Vista wohl nicht: "Im ersten Monat nach Verfügbarkeit wurden bereits 20 Millionen Lizenzen von Windows Vista verkauft. Damit wurden die Zahlen der Vorgängerversion deutlich übertroffen“, so Isabell Scheuber, Leiterin des Geschäftsbereichs Windows Client. Wie viele davon Unternehmenskunden sind, ist öffentlich allerdings nicht bekannt. Windows XP verkaufte sich innerhalb von zwei Monaten nach Markteinführung "nur“ 17 Millionen Mal. Heute liegt der XP-Verbreitungsgrad bei Großkunden bei etwas über 60 Prozent.

Erst im Jahr 2010 werde es mehr Vista- als XP-Installationen in Unternehmen geben, so Gartner. Hintergrund: Windows-2000-Nutzer können von Microsoft nur noch bis Mitte 2010 Support erwarten. Der Support von Hardware- und Anwendungsherstellern für ältere Windows-Versionen läuft bereits jetzt nach und nach aus - das ist für die meisten Firmenkunden ein unkalkulierbares und damit entscheidendes Risiko.

Beim Niedersächsischen Justizministerium stellt Projektleiter Ralph Guise-Rübe deshalb 180 Gerichte, Staatsanwaltschaften, Justizvollzugsbehörden und andere Einrichtungen vom schon lange nicht mehr unterstützten System Windows NT 4 auf Windows Vista um. Beim 17 Millionen Euro teuren Großprojekt "mit@justiz“ - Migration der Informationstechnologie in der niedersächsischen Justiz - sollen bis Ende 2008 15.000 Arbeitsplätze Vista bekommen. Rund 3.000 Geräte werden es in diesem Jahr, im kommenden Jahr folgt dann der Rest. "Wenn die Ersatzbeschaffungszyklen noch mehr als drei Jahre ausmachen, rüsten wir den Speicher auf ein Gigabyte auf. Alle Geräte, die älter als drei Jahre sind, tauschen wir aus.“ Im Pilotprojekt beim Amtsgericht Uelzen läuft Vista bereits.

Von NT 4 auf Vista

Zudem werden in Niedersachsen gleichzeitig die Betreuungsstrukturen umorganisiert, die gesamte IT-Landschaft zentralisiert und in den Behörden ITILITIL eingeführt. Guise-Rübe: "Bei uns gab es bisher keine einheitlichen IT-Management-Prozesse. Deshalb führen wir jetzt strukturierte Betriebsprozesse ein." Die niedersächsische Justiz sieht sich damit als Vorreiter in der Behördenlandschaft auf europäischer Ebene. Alles zu ITIL auf CIO.de

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