Deutsche Unternehmen zögern

Vista braucht den Herdenantrieb

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Zwei Versionen für Professionals

Ebenfalls geändert: Statt einer gibt es jetzt zwei Vista-Versionen für XP Professionell: Business und Enterprise. "Das ist komplexer, auch wenn man eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für ein Projekt aufstellen will, was heute viele machen“, sagt Rapp. Computacenter hat ermittelt, dass der Return on Investment bei der Einführung von Windows Vista in weniger als zwei Jahren erreicht werden kann. "Wir haben ein eigenes Kostenvergleichsmodell entwickelt. Dabei werden alternative Investitionen über eine zu wählende Laufzeit verglichen: Alternative 1: Migration der Client-Infrastruktur auf Windows Vista plus Betrieb für drei Jahre. Alternative 2: Beibehaltung der vorhandenen XP-Umgebung plus Betrieb für drei Jahre. Wir führen dann eine Kosten-Nutzen-Rechnung der Szenarien durch, wobei wir die für beide Alternativen gleichen Kosten und Nutzen nicht berücksichtigen.“

Die Migration sei heute kein langwieriger Prozess mehr, behauptet Microsoft. Das Betriebssystem wird ausschließlich als Image ausgeliefert, dessen Format hardwareunabhängig ist. Mit Hilfe neuer Tools könne der Administrator das Windows-Vista-Image offline per Drag & Drop um benötigte Gerätetreiber, Komponenten und Sprachpakete erweitern, verspricht das Unternehmen. Das Microsoft Desktop Optimization Pack (MDOP) reduziere die Deployment-Kosten, indem es spezielle Anwendungen als Services bereitstellt. Die Komponente Microsoft Softgrid wandelt bestehende Anwendungen in virtuelle, im Netzwerk verfügbare Dienste um.

Umstellung dauert Monate

"Die richtige Umstellungsplanung dauert Monate, bei großen Kunden über ein Jahr“, sagt Rapp. Laut Gartner gehen große Unternehmen sogar von einem Gesamtzeitraum von rund anderthalb Jahren aus. Eingeschlossen sind darin die Planung sowie Tests, ob die Releases der genutzten Anwendungen zu Vista kompatibel sind - sowie die eigentliche Migration. Die Neu- und Wiederinstallation von Systemen sei zwar tatsächlich wesentlich einfacher als früher, meint Rapp. "In der Vorbereitung ist Vista aber aufwendiger. Es sind über 1.000 Systemeinstellungen hinzugekommen, die beachtet werden müssen.“

Auch fehlende Treiber verursachen noch einige Probleme. Vista ist unter anderem auch deswegen so anspruchsvoll, weil alle Applikationen eine völlig veränderte Umgebung vorfinden. "Große Schwierigkeiten hatten wir bei der Zusammenarbeit mit Treibern und Client-Software-Komponenten wie VPN-Clients oder Virenschutzherstellern. Da fehlen bei einigen Firmen noch heute lauffähige Versionen“, kritisiert Rapp. Die Kunden werden, wenn sie auf Hersteller-Support Wert legen, gezwungen, sich neue Hardware zu kaufen. Beispiel: Die ATI Grafikkarten Mobility Radeon 7x laufen zwar in Vista-fähigen Geräten, werden aber nicht durch geeignete Treiber unterstützt. Vista-Treiber werden erst ab Generation Radeon 9x weiterentwickelt. Auch TAP-Kunde Thaden vom TÜV Nord brauchte nach eigener Aussage einige Zeit, um seine UMTS-Karte unter Vista zum Laufen zu bringen.

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