IT-Tools für die Balanced Scorecard

Vorfahrt für Spezialwerkzeuge

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Von Excels Beschränkungen weiß auch Markus Huber, Leiter Strategisches Controlling bei T-Online, zu berichten: "Wir haben Ende 2001 mit Excel begonnen und dann gemerkt, dass es für unsere Belange nicht ausreicht." Es folgte eine individuelle Lösung. "Doch das war uns nicht flexibel genug und bei Änderungen mit zu viel Programmieraufwand verbunden, so Huber. Seit 2004 arbeitet er nun mit einem Standard-Tool.

Viele BSC-Tools, wenige Anwender

T-Online ist damit unter den deutschen Firmen eher die Ausnahme: Zwar haben die großen Anbieter kommerzieller Business-Intelligence-Software in den letzten Jahren Millionen in die Entwicklung von Tools zur Unterstützung der BSC investiert, und der Markt für BSC-Software-Produkte wächst stetig. Aber es gibt kaum Anwender dafür. Bange: "Die Durchdringung mit Standardwerkzeugen im BSC-Umfeld ist erstaunlich gering. Selbst große Anbieter mit mehreren hundert Installationen haben in Deutschland nur fünf bis zehn ernst zu nehmende Kunden." Ein spezialisiertes Tool sei jedoch sinnvoll, wenn es zahlreiche Kennzahlen oder viele Beteiligte gebe und Spezialfunktionen gebraucht würden. Etwa für die Visualisierung von Ursache-Wirkungs-Ketten oder die Kennzahlen-Analyse.

50 verschiedene Anbieter nennt die BARC-Studie, 20 davon listet sie nach einem umfangreichen Kriterienkatalog vergleichend auf. Die BI-Werkzeuge verfügen über zahlreiche Funktionen, die Excel nicht kennt, etwa zur Validierung und Datenqualität, für die Erfassung und automatisierte Fortschreibung von Planzahlen oder die Darstellung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen. Jedoch setzen die Unternehmen sie kaum ein, sondern bleiben stattdessen nach den ersten Gehversuchen mit Excel als Provisorium bei Microsofts Tabellenkalkulationssoftware hängen.

IT-Unterstützung für BSC: mangelhaft

Die "Balanced-Scorecard-Studie 2005" von Horváth & Partners kommt deswegen zu dem Schluss: "Zu den größten Schwächen der praktischen BSC-Anwendung gehört weiterhin die mangelnde IT-technische Unterstützung des Konzepts." Berater Poppe warnt: "Wenn keine Software den unternehmensspezifischen BSC-Berichtsprozess unterstützt, verwässert die strukturierte Umsetzung der Unternehmensstrategie."

Die mangelnde Akzeptanz, BSC-spezialisierte Software einzusetzen, hat einen Grund: Die richtige Auswahl ist nicht einfach. "Die unterschiedlichen Leistungsmerkmale der Produkte sind sehr undurchsichtig", warnt BARC in seiner Studie. Das heterogene Angebot erklärt sich auch durch die Herkunft der Hersteller. "Einige sind Spezialisten, die nichts anderes machen. Für andere ist das nur eine Form der Visualisierung von Daten", sagt Bange. "Zwischen diesen Polen positionieren sich die Anbieter."

Zur Startseite