Wirtschaftsspionage

Vorsicht: Russen und Chinesen lesen mit

Thomas Pelkmann ist freier Journalist in München.

Bedeutung Elektronischer Angriffe wächst

Eine immer wichtigere Rolle beim Ausspähen der Daten nehmen elektronische Angriffe ein. Gemeint sind damit gezielt durchgeführte Maßnahmen mit und gegen IT-Infrastrukturen. Neben der Informationsbeschaffung fallen darunter auch Aktivitäten, die zur Schädigung und Sabotage dieser Systeme geeignet sind.

"Dazu gehören das Ausspähen, Kopieren oder Verändern von Daten, die Übernahme einer fremden elektronischen Identität, der Missbrauch fremder IT-Infrastrukturen oder die Übernahme von computergesteuerten, netzgebundenen Produktions- und Steuereinrichtungen", heißt es im Bericht der Verfassungsschützer. "Die Angriffe können dabei sowohl von außen über Computernetzwerke wie das Internet, als auch durch einen direkten, nicht netzgebundenen Zugriff auf einen Rechner mittels manipulierter Hardwarekomponenten erfolgen."

Besonders aktiv: China und Russland

Aktuell stellt das Bundesamt für Verfassungsschutz umfangreiche elektronische Angriffe fest, "deren Ursprung der Volksrepublik China zugeordnet wird", wie es diplomatisch leicht verklausuliert heißt. Aber auch die russische Wirtschaft profitiere von den Spionagetätigkeiten ihrer Nachrichtendienste. "Diese sind gesetzlich dazu verpflichtet, den wirtschaftlichen und wissenschaftlich-technischen Fortschritt Russlands zu unterstützen".

Eine der gängigsten Angriffsmethoden ist das Versenden von E-Mails, die einen durch ein Schadprogramm verseuchten Anhang besitzen. Solchen Angriffen gegen "erkennbar gezielt ausgesuchte Empfänger" geht ein umfangreiches "Social Engineering" voraus. Das dient dazu, persönliche Daten und Interessen auszuspähen, um den Angriff danach möglichst punktgenau setzen zu können.

Aussagen über die Höhe des Schadens, den geheimdienstliche Aktivitäten gegen deutsche Unternehmen anrichten, sind dem Bericht übrigens nicht zu entnehmen. Da sei, so der Verfassungsschutz gegenüber CIO online, die Dunkelziffer zu groß, um belastbare Zahlen zu präsentieren. Anita Brandt-Zimmermann präsentiert dennoch eine Bilanz: Die Ministerialrätin aus dem nordrhein-westfälischen Innenministerium bezifferte jüngst auf einer Unternehmensveranstaltung den Schaden im Bereich der Wirtschaftsspionage auf rund 30 Milliarden Euro. "Bis zu 70.000 Arbeitsplätze sind durch Ideendiebstahl und Markenpiraterie jährlich gefährdet", lautet ihre Rechnung.

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