Interview mit Nikolas Gebhard

Vorstände sind keine Monster

24.02.2014
Von Martin Dowideit

Der Trend geht zu stromlinienförmigen Karrieren

Es regieren also kalte Manager in deutschen Konzernen?

Nein, diese Floskeln von "Nieten in Nadelstreifen" oder der "fehlenden Elite" teile ich nicht. Vorstände sind keine Monster an den Schaltstellen von Unternehmen. Aber die Frage der Verantwortung diskutiert die Mehrheit nur mit sich selbst. Um so beeindruckender wirkt die Ernsthaftigkeit mit der sich gut ein Drittel der befragten Vorstände ihrer Verantwortung zuwendet.

Heute kommt die Management-Elite aus den Business Schools dieser Welt. Die Lebensläufe ähneln sich immer mehr. Ist das ein Problem?

Ja, der Trend zeigt viele stromlinienförmige Karrieren und Lebenswege. Die Herauslösung aus der Familie erfolgt immer früher. Da ist es wichtig, wirkliche Mentoren zu haben. Es stimmt mich daher zuversichtlich, wenn in Business Schools und Universitäten neben rein betriebswirtschaftlichen- auch andere sozialwissenschaftliche Inhalte wieder eine größere Rolle spielen.

Das ist doch Show.

Nicht zwangsläufig. Ethik im Ausbildungsplan ist ein Instrumentarium, um auch außerhalb des Familienkontexts zu erkennen, dass man als Manager einen Verantwortungsauftrag hat. Es muss vermittelt werden, dass dies ein wichtiger Punkt in der Persönlichkeitsreifung ist. Denn nicht jeder bringt das von Haus aus mit.

Und die Kurse sind mehr als eine lästige Pflichtübung?

Ich habe in der Lehre an der Universität die Erfahrung gemacht: Die Sehnsucht bei Studenten für solche Themen ist vorhanden – häufig sogar trotz zusätzlicher Belastungen im Curriculum. Was zunehmen muss, ist die Wertschätzung des Verantwortungsbewusstseins in den Unternehmen. Denn ein belegter Ethikkurs ist im Bewerbungsgespräch noch zu oft keine einzige Nachfrage wert.

Nikolas Gebhard
"Das Verantwortungsverständnis deutscher Spitzenmanager"
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2013
270 Seiten

(Quelle: Handelsblatt)

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