Hamburger IT-Strategietage


IT-Strategietage 2016

VW CIO: Künstliche Intelligenz stellt Autoproduktion auf den Kopf



Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Selbstlernende Systeme, deren künstliche Intelligenz die gesammelte Leistungsfähigkeit der Gehirne aller Menschen um ein Vielfaches übersteigen wird, stellen die Welt bald auf den Kopf: Volkswagen-CIO Martin Hofmann zeichnete eine faszinierende Zukunft.
Volkswagen Group CIO Martin Hofmann auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Volkswagen Group CIO Martin Hofmann auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Foto: Foto Vogt

Als Teil der zuhauf auf den Hamburger IT-Strategietagen vertretenen "Generation Apollo", deren prägendes Kindheitserlebnis die erste Mondlandung im Jahr 1969 war und die später dann mit "Star Wars" und dem C64 groß wurden, ist Hofmann schon zeitlebens "beseelt von der Idee, dass IT noch viel mehr kann als nur reine Datenverarbeitung."

Die technische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte gibt dem Group-CIO von VolkswagenVolkswagen recht: Stieg die Rechenleistung der IT bis vor einigen Jahren aus heutiger Sichtweise heraus insgesamt noch eher langsam, kommt es dank des weiter geltenden "Moore'schem Gesetz" mittlerweile jedes Jahr zu wahnsinnigen Steigerungen - so soll bereits im kommenden Jahr die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns erreicht werden können. "Spätestens im Jahr 2040" könne dann ein einziger Computer mehr leisten als die Gehirne aller Menschen auf der Welt zusammen, prognostiziert Hofmann und stützt sich dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen. Der nächste Schritt sei das autonome Lernen, das selbstständige Weiterentwickeln der Systeme, die dafür keine Menschen mehr benötigen. Top-500-Firmenprofil für Volkswagen

Vollbremsung ja oder nein?

Mit solch selbstlernenden Algorithmen werden ganz neue Geschäfte möglich - gerade in der Kombination mit dem Thema Big DataBig Data, das Hofmann als "Turbolader" der Künstlichen Intelligenz (KI) bezeichnet. Anhand eines Beispiels aus seiner Branche verdeutlicht der Volkswagen-Konzern-CIO diese Idee. So entscheide das Auto bald selbst anhand eines Rundum-Scans der Umgebung, wann es eine Vollbremsung hinlege und wann nicht. "Kommt beispielsweise eine Plastiktüte während der Fahrt über ihre Windschutzscheibe geflogen, entscheidet ihr Auto in Millisekunden, weiter zu fahren, weil keine Gefahr vorliegt. Fliegt hingegen ein Fußball über ihre Windschutzscheibe, bremst das Auto sofort ab - weil davon auszugehen ist, dass sich hinter dem Fußball ein spielendes Kind befindet." Alles zu Big Data auf CIO.de

Im Kontext produzierender Unternehmen erwartet Hofmann bis spätestens 2035 eine vollständige Umstellung auf autonome Systeme. So könnten sowohl die Vertriebsplanung und das Marketing, die Produktentwicklung, die Produktion selbst und auch die Finanzplanung und das Controlling durch intelligente Systeme abgelöst werden. Computer-Algorithmen planen die Werbekampagnen selbsttätig auf Basis vorhandener Kundendaten, entwickeln Produkte weiter, verarbeiten die erzeugten Konstruktionsdaten in der Produktionsstraße und übernehmen anschließend zusätzlich das Controlling.

Beschäftigung mit der Beschäftigung

Große Investitionen beispielsweise durch ToyotaToyota oder GoogleGoogle zeigten, wie entscheidend die Themen Künstliche Intelligenz und Machine Learning für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft seien. Hofmann forderte dazu auf, sich jetzt mit der Entwicklung entsprechender Industriestandards zu beschäftigen. Er sei sich gleichwohl bewusst, dass aus Arbeitnehmersicht zahlreiche Fragen noch ungelöst seien, was die Zukunftsfähigkeit bestimmter Berufe angehe: "Wir brauchen auch Antworten und Konzepte für die Beschäftigungsfragen der Zukunft. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten - sowohl gesamtwirtschaftlich als auch gesellschaftspolitisch." Top-500-Firmenprofil für Toyota Alles zu Google auf CIO.de

Fazit

Um die technische Zukunft nicht zu verschlafen, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich mit der Künstlichen Intelligenz von Maschinen und Systemen zu beschäftigen. In den kommenden 20 Jahren werden die Computersysteme so intelligent werden, dass sie für eine autonome Weiterentwicklung keine Menschen mehr brauchen. Diese wiederum sollten aber immer das "letzte Wort" haben und rein maschinell entwickelte Produkte und StrategienStrategien final freigeben, erklärt Volkswagen-Konzern-CIO Martin HofmannMartin Hofmann. Die Antworten auf ethische und arbeitsmarktbezogene Fragen können nur gemeinsam im Dialog zwischen Wirtschaft und Gesellschaft gefunden werden. Profil von Martin Hofmann im CIO-Netzwerk Alles zu Strategien auf CIO.de

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