Kein Bock auf Brillenschlange

Warum 3-D-Fernseher gekauft, aber nicht genutzt werden

06.11.2012
Von Thomas Kuhn

Überraschend gute Illusion

Das erinnert an die Surround-Sound-Funktion mit der sich in Radio oder MP3-Spieler selbst schmächtiger Stereo-Sound zum pseudo-opulenten Klang eines Rock-Events in der Konzertarena aufblasen lässt. Und sogar Mono-Klänge lassen sich auf diese Weise noch mit räumlicher Fülle versehen.

Nicht anderes ist, was die Elektronik der 3-D-Riesen aus den flachen Videos des klassischen TV-Programms machen: Eine Simulation, basierend auf jeder Menge Rechenpower, die die Bilder fortwährend daraufhin analysiert, welche Inhalte bei der Aufnahme wahrscheinlich im Vorder- und welche wohl im Hintergrund gelegen haben.

Das funktioniert nicht immer, und längst nicht mir jedem Inhalt gut. Doch es klappt immer besser, und es liefert immer öfter eine überraschend gute Illusion. Speziell, wenn die 2-D-Vorlage ohnehin hochauflösend ist - weil sie von öffentlich-rechtlichen HD-Sendern wie ARD, ZDF oder Arte oder den entsprechenden aufpreispflichtigen Satelliten- oder Kabelangeboten stammt - und, wenn die Bilder bereits in der 2-D-Variante reichlich Perspektive bieten. Damit sind gerade Dokumentation und Naturaufnahmen geradezu prädestiniert, sich per Software eine dritte Perspektive verleihen zu lassen.

Zugegeben, es ist bleibt eine Simulation. Aber jeder, der die entsprechende Technik bereits zuhause stehen hat, sie aber bislang mangels Interesse nicht ausprobiert hat, der sollte den entsprechenden 3-D-Modus zumindest ein paarmal ausprobieren. Das Ergebnis wird an die Qualität der opulenten Kino-Optik nicht heranreichen - und ist in vielen Fällen doch ein ziemlich beeindruckendes Argument, die heimische 3-D-Glotze doch mal bestimmungsgemäß zu nutzen. (Wirtschaftswoche)

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