Sinn contra Trend

Warum der BlackBerry das iPhone schlägt

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Das iPhone ist der umjubelte Star, das BlackBerry der stille Könner. Auf diese Formel lässt sich eine Analyse von Rob Enderle bringen, der vormals für den Marktforscher Forrester gearbeitet hat.
Als hätte sie es geahnt: Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt sich auf der CeBIT 2013 mit dem BlackBerry ablichten.
Als hätte sie es geahnt: Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt sich auf der CeBIT 2013 mit dem BlackBerry ablichten.
Foto: Deutsche Messe

Rob Enderle versteht die Welt nicht mehr, zumindest nicht die der IT-Entscheider in Unternehmen. Enderle, vormals als Analyst für Forrester tätig und jetzt Chef der Enderle-Group, wundert sich über den Siegeszug des iPhone in die Business-Welt. Seine These: Das iPhone war von Anfang an als Mittel für die Massen gedacht und hat seine Stärken im Entertainment-Bereich.

Wer aber Funktionalität will, braucht das BlackBerry. Dass sich IT-Manager von der Begeisterung um das iPhone anstecken lassen, ist Thema von Enderles Kolumne "Why a blackberry is better than an iPhone" auf unserer US-Schwesterpublikation cio.com.

Für ihn ist das iPhone nicht mehr als ein iPod, mit dem man auch telefonieren kann. Er sieht das Gerät in einer ganz anderen Kategorie als das business-taugliche BlackBerry. Enderle hält es für eine Fehlentwicklung, dass Smartphones insgesamt in Richtung Unterhaltung wandern. Steve Jobs, sagt Enderle, sei ein Fachmann darin gewesen, "uns mit Glitzer-Dingen zu begeistern". Das iPhone sei zwar wirklich schön – aber teuer, empfindlich und vergleichsweise unsicher. Außerdem locke es Diebe an.

Der eigentliche Sinn eines Smartphones, egal ob Palm Treo, Microsoft Phone oder eben BlackBerry, liege im Zusammenfassen verschiedener Funktionalitäten zu einem handlichen Gerät, so Enderle weiter. Kontakte, E-Mails, Kalender und Telefon in Einem, das war die ursprüngliche Idee.

Beim Rückblick in alte Zeiten beginnt der Analyst denn auch zu Schwärmen. Diese alten Smartphones waren sicher (das mussten sie auch sein als Träger von Business-Daten), funktionell (das Palm Treo war zwar häßlich, seine Batterien hielten aber ewig) und robust (ein Rempler, der ein iPhone-Screen zerstört, machte den alten Geräten überhaupt nichts aus). Apple mag bei einem kaputten Phone denken, der Nutzer kaufe vielleicht ein neues. IT-Entscheider sollten den kompletten Verlust überschlagen, wenn ein beruflich genutztes Gerät ausfällt. Enderle hat sich angesehen, welche Geräte Behörden nutzen. Er sagt, das BlackBerry liege vorn – weil Behörden aufgrund des Kostendrucks gezwungen sind, die sinnvollsten Handys zu kaufen.

Funktionalität muss mehr zählen als eine coole App

Enderle schließt seine Kolumne mit einem Appell an die Vernunft von IT-Managern in Unternehmen. Sie sollten ihren Mitarbeitern zuverlässige Geräte an die Hand geben. In der Arbeitswelt sollte Funktionalität mehr zählen als eine coole App.

Der Kolumnist stößt damit nicht überall auf offene Ohren. Zwar geben ihm viele Online-Leserkommentare recht, was die Herkunft des iPhone als Unterhaltungsgerät betrifft. Ein Leser namens "Guywithanswers" gibt jedoch zu bedenken, die ganze Diskussion sei kurzsichtig – in Zeiten von BYOD ("Bring your own device") arbeite ohnehin jeder mit seinem Lieblingsgerät.

Ein Leser namens "Uzigunz" widerspricht Enderle auf cio.com offen: Alle Phones seien von der Leistung her vergleichbar. Dafür muss er sich von "Timbo44" fragen lassen, wie alt er denn sei und wo er arbeite.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CIO.
Autorin: Christiane Pütter

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