Motivation durch Dienstwagen

Warum die Deutschen den Dienstwagen so lieben

28.05.2013
Von Rebecca Eisert

Dienstwagen als Politikum

In großen Unternehmen ist das Thema Dienstwagen längst Teil der Firmenpolitik. Wer einen bekommt, in welcher Klasse und für wie lange, und ob er ihn auch privat nutzen darf, ist in der hauseigenen Car-Policy geregelt. Ja, das Thema Dienstwagen ist in Deutschland ein Politikum. Wie empfindlich deutsche Mitarbeiter reagieren, wenn man ihnen den Dienstwagen streitig machen möchte, zeigte sich 2009 in der Finanzkrise.

Während ausländische Unternehmen in Deutschland schnell begannen, merklich am Fuhrpark zu sparen, blieb man bei den deutschen Konzernen zurückhaltend, beobachtete die Unternehmensberatung Hay Group, die regelmäßigen den Firmenwagen-Report erstellt. Ist der deutsche Dienstwagen unantastbar?

Abgasarme Modelle gefragt

Nein, soweit wird wohl kein Unternehmen gehen. Dienstwagen sind zwar ein wichtiges Motivationsinstrument für die autobegeisterten deutschen Mitarbeiter, doch sie sollen das Unternehmen nicht mehr kosten als unbedingt notwendig und vor allem nicht unangenehm beim Kunden auffallen. Ginge es nach den Mitarbeitern, stünden die Firmenparkplätze voll mit SUV und Sportboliden. Solche Dienstwagen sind bei den Konzernen fast durch die Bank verboten. Der Trend geht außerdem weg von der PS-starken Spritschleuder, hin zu abgasarmen Modellen mit Hybrid-Antrieb. Einige Unternehmen belohnen Mitarbeiter, die auf PS verzichten und stattdessen einen umweltschonenden Wagen ordern.

Siemens zählt mit seinem Bonus-Malus-System zu den Vorreitern. Der Weltkonzern hat als eines der ersten Dax-Unternehmen seine Regeln für Firmenwagen an den Klimaschutzzielen der Europäischen Union ausgerichtet. Wer sich ein umweltfreundliches Modell aussucht, bekommt einen Bonus, wer sich dagegen für eine Abgasschleuder entscheidet, muss selbst draufzahlen. Mitarbeiter, die Anspruch auf eine Dienstwagen hätten, aber ganz auf ihn verzichten und stattdessen mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen, erhalten eine Mobilitätszulage von 650 Euro brutto im Monat.

Andere Unternehmen nutzen das Thema Dienstwagen gezielt, um den Umsatz anzukurbeln. Beim Schraubenhersteller Würth erhält der Verkäufer, der mehr Umsatz erarbeitet, als Dankeschön - und selbstverständlich als Anreiz für die anderen sich ebenfalls anzustrengen - einen entsprechend teureren Firmenwagen. Wer die Leistung nicht mehr erbringt, muss den Wagen allerdings auch wieder abgeben. Auch damit müssen die autoverliebten deutschen Arbeitnehmer rechnen.

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