Frauen in Führungspositionen

Warum es mit dem Vorstandsposten nicht klappt

02.11.2009
Von Monika  Henn

Nicht zugehörig

Bei den Mädchen bildet sich im Unterschied dazu eine sogenannte Geltungshierarchie heraus. Das heißt, dass der relative Rang der Einzelnen nicht zeitlich stabil ist, sondern sich immer wieder ändert. Die Rangverhältnisse werden auf subtile Art und mit indirekten Verhaltensweisen immer wieder neu definiert. Dies geschieht durch Koalitionsbildung, durch Ausgrenzen, Anerkennen, Loben, Imitieren oder durch Komplimente. Dominanz zeigen Mädchen auch, indem sie Ratschläge erteilen oder auf Verbote hinweisen. Das einzelne Gruppenmitglied darf sich jedoch nicht auf Dauer hervortun.

In dieser egalitären Gruppenstruktur ist das Klima offener und persönlicher. Es ermöglicht Meinungsvielfalt und bringt die Anliegen der Einzelnen eher zur Geltung. Entscheidungen zu treffen fällt aber schwerer, weil einerseits niemand nachgeben muss und weil sich andererseits keines der Mädchen hervortun darf. Man spricht deshalb auch von einem "Krabbenkorb", den man ohne Deckel offen stehen lassen kann, da jedes Tier, das am Rand hochzusteigen versucht, von den anderen zurückgezogen wird.

Präsenzkultur bedeutet, dass die körperliche Anwesenheit eines Mitarbeiters am Arbeitsplatz sehr hoch bewertet wird.
Präsenzkultur bedeutet, dass die körperliche Anwesenheit eines Mitarbeiters am Arbeitsplatz sehr hoch bewertet wird.
Foto: MEV Verlag GmbH

Das unterschiedliche Konkurrenzverhalten von Männern und Frauen ist sicherlich ein entscheidender Faktor bei der Frage, warum so wenige Frauen im Management sind. Weitere Erklärungsansätze betreffen die in den Firmen vorherrschende Präsenzkultur, die Work-Life-Integration und das Thema Netzwerken.

Präsenzkultur bedeutet, dass die körperliche Anwesenheit eines Mitarbeiters am Arbeitsplatz sehr hoch bewertet wird. Dauernde Anwesenheit wird oft unbewusst gleichgesetzt mit Engagement und Einsatz für die Firma. Führungskräfte schätzen das subjektive Gefühl, jederzeit Zugriff auf die Arbeitsleistung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben. Deren Präsenz in den Arbeitsräumen vermittelt ein subjektives Gefühl der Kontrolle - mehr als es die Ausübung der gleichen Tätigkeit von einem Telearbeitsplatz zu Hause könnte.

Telearbeiter haben schlechtere Karrierechancen, obwohl sie in der Regel produktiver sind. Denn sie stehen nicht in gleichem Maße wie ihre Kollegen für Kommunikation und Smalltalk sowie für den Aufbau eines Beziehungsgeflechts zur Verfügung. Auch die Arbeitsabläufe orientieren sich daran, dass Mitarbeiter ständig präsent sind. Wer sich nicht daran hält, läuft Gefahr, nicht richtig dazuzugehören.

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