Retail IT


Risiken des Online-Handels

Warum Neckermann unterging

20.07.2012
Von Hartmut Wiehr

Und der soll mit der Zeit durchaus gut gelaufen sein. Am Ende waren es laut Firmenaussage schon 80 Prozent des Umsatzes, die auf diese Weise erwirtschaftet wurden. Und Neckermann hatte ja durchaus eine breite Kundenbasis, über Jahrzehnte aufgebaut, auch wenn diese Basis langsam dahin schmolz. Sich um die adäquat zu kümmern, ist offenbar versäumt worden.

Falscher Umgang mit dem Neckermann-Erbe

In dem berühmten Neckermann-Katalog zu blättern, Ratenzahlung und Lieferung bis an die Haustür – Umtausch eingeschlossen –, all das hatte ja durchaus einmal funktioniert. Zumal der große Konkurrent Quelle mit seinem alternativen Katalog-Programm (und stationären Verkaufsstellen) bereits 2009 aus dem Spiel war. Außer Otto war da nicht mehr viel.

Allerdings hat das Kataloggeschäft gravierende Nachteile im Vergleich mit dem reinen Online-Versand: Umfangreiche Kataloge pro Jahr verschlingen hohe Druck- und Versandkosten. Außerdem sind für längere Zeiträume festgelegte Preise nicht für alle Produkte marktüblich und durchsetzbar. Gerade online wird viel mit direkten und indirekten Rabatten und permanenten Produkt- und Preiswechseln gearbeitet. In Nischenbereichen und bei zahlungskräftiger Klientel sind Kataloge aber weiterhin ein Mittel zur Verkaufsförderung und Kundenbindung – siehe zum Beispiel Manufactum (dicke Kataloge pro Jahr, vierteljährliche Hefte mit vielen Sonderangeboten, Online-Präsenz plus eigene Läden).

Wer kann da schon widerstehen? Die Online-Konkurrenz für Neckermann und andere ist stark. Und billig!
Wer kann da schon widerstehen? Die Online-Konkurrenz für Neckermann und andere ist stark. Und billig!
Foto: H&M

In den letzten fünf Jahren hat sich der Umsatz im Kataloggeschäft laut Neckermann bereits halbiert. Wiederholt war daraufhin in der Logistikabteilung Personal abgebaut wurden, ähnlich wie beim Versandhaus Otto, der mit dem gleichen Problem kämpft. Offenbar hatte man es in Frankfurt versäumt, vor allem der durchaus breiten Palette von eigenen Bekleidungsartikeln attraktive Markennamen zu verpassen. Auch preislich gibt es durch Angebote wie zum Beispiel von H&M oder Zara jede Menge Konkurrenz. "Neckermann" hat im Unterschied zu "Audi", einer anderen deutschen Traditionsmarke, als Brand nie den Geruch von "Spießigkeit" und "kleine Leute" ablegen können.

"New Neckermann" oder so ähnlich hätte durchaus Chancen (gehabt) im Online-Geschäft. Andererseits: Die Konkurrenz durch AmazonAmazon oder Zalando ist knallhart. Für die Kunden ist es auf Dauer jedenfalls alles andere als gut, wenn ein Anbieter nach dem anderen vom Markt verschwindet. Alles zu Amazon auf CIO.de

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