"Wer nur eine glückliche Kindheit hatte, aus dem wird nix."

Wege zum Einkommensmillionär

04.09.2010
Von Klaus Werle

Nach einem halben Jahr führte er ein Team, er wurde Manager und im Jahr 2000 Direktor, eine Stufe unter AWD-Chef Carsten Maschmeyer. Er hat nur noch eine Handvoll eigene Kunden, "auf gehobenem Niveau"; vor allem leitet er Vertriebsseminare, trainiert Führungskräfte - und profitiert vom AWD-System, das um so höhere Provisionen an Lebensversicherungen und Riester-Verträgen ausschüttet, je weiter oben in der Hierarchie man sitzt: "Je besser man seine Mitarbeiter fördert, desto mehr lohnt es sich auch finanziell", sagt er, über die randlose Brille lächelnd.

Es ist ein Lächeln, das ein irritierendes Gefühl der Gemeinsamkeit mit dem Gegenüber herstellt. Lang kann gut mit Menschen, er nennt das "authentisch bleiben und zuhören können". Was wie das Klischee vom smarten Vertriebler klingt, tatsächlich aber nur logisch ist: Die Supererfolgreichen sind keine autistischen Performance-Maschinen, die sich den Weg an die Spitze freischießen, sondern meist überraschend bodenständige Jedermänner. Denn außerordentliche Leistung, egal in welchem Job, beruht immer darauf, die Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu erfüllen.

Hohes Maß an Eigenverantwortung

Nicht zufällig sind viele Eine-Million-Euro-Berufe geprägt von einem extremen Maß an Eigenverantwortung, darin dem Dasein als Selbstständiger nicht unähnlich: Seniorpartner einer internationalen Kanzlei, Investmentbanker, Topvertriebler, IT-Projektleiter, Lobbyist in der Pharma- oder Tabakbranche, M&A-Experte - alles Jobs, in denen sich die eigene Leistung ohne Umwege auf dem Konto niederschlägt, da die variablen Gehaltsanteile bis zu 70, 80 Prozent ausmachen können. Ein Director bei McKinsey könnte um 16.30 Uhr den Stift fallen lassen und Golf spielen - oder aber bis Mitternacht arbeiten: Der persönliche Einsatz bestimmt direkt sein Einkommen.

Ähnlich ergeht es Managern, die von Private-Equity-Häusern angeheuert werden, um die Rendite eines Mittelständlers zu steigern. Dieser noch jungen Manager-Kaste winken saftige Prämien und Beteiligungen zwischen einem und fünf Prozent. Für ein paar Hunderttausend Euro gekauft, können sie nach erfolgreicher Sanierung leicht Millionen wert sein.

Prinzipiell "wirken Job-Wechsel oft als Gehaltsbeschleuniger", sagt Kajus Rottok, Deutschland-Chef der Personalberatung Ray & Berndtson. Dabei ist es klug, sich zunächst in einem großen Konzern zu profilieren und dann von einer kleineren Firma abwerben zu lassen, die zwar weniger prestigeträchtig ist, aber oft besser bezahlt.

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