"Wer nur eine glückliche Kindheit hatte, aus dem wird nix."

Wege zum Einkommensmillionär

04.09.2010
Von Klaus Werle

Doch als es nach Jurastudium, begonnener und schnell wieder beendeter Politikerkarriere ("Ich wollte mein Leben nicht damit verbringen, Halbsätze in Parteitagsanträgen zu ändern") und drei Jahren bei Baker darum ging, wer die Arbeitsrechtspraxis aufbaut, war Heckelmann zur Stelle - "obwohl Arbeitsrecht weder sexy noch übermäßig gewinnträchtig war".

Wirtschaftsanwälte, erkannte Heckelmann damals, würden künftig nicht mehr Darleger der Rechtslage sein, sondern Ratgeber, die die Juristerei als Werkzeug der Ökonomie begreifen. Heckelmann begann, Unternehmen bei großvolumigen internationalen Reorganisationen zu betreuen, etwa als General Motors 2004 in Deutschland 10.000 Jobs strich. "Das ging sehr effizient und in großer Stille über die Bühne", gönnt sich der Anwalt einen freudigen Ausbruch aus seiner Zurückgenommenheit: "Ich möchte etwas bewegen, aber ich brauche keinen Glorienschein."

Heckelmann wirkt gern im Hintergrund, solide und fleißig, der Aplomb ist seine Sache nicht. Seine geräuschlose Moderation statt Egotrip gefällt den Mandanten; so konnte er das Arbeitsrecht zu einem der wichtigsten Gewinnbringer der Kanzlei entwickeln - und sich selbst profilieren. Mit einer großen Restrukturierung verdient Baker genauso viel wie mit einer Fusionsberatung. 1998 wurde Heckelmann Managing Partner - und blieb es viele Jahre lang.

80-Stunden-plus-Woche

Mit der Überlegung, ob sich die 80-Stunden-plus-Woche lohnt, braucht man ihm gar nicht zu kommen. Oder mit der Frage, was er sich von seinem Millionengehalt gönnt. Gut, er hat ein Haus in Florida, wo er öfter übers Wochenende ist, doch das zählt nicht wirklich, weil er dort auch Mandanten trifft. Seinen Mercedes SL hat er seit zehn Jahren; ab und zu ersteht er eine Schweizer Uhr. "Aber eigentlich hasse ich einkaufen."

Auch bei anderen Großverdienern sucht man Ferraris und Rolex-Haufen vergeblich. Lang fährt zwar S-Klasse und wohnt in einer ehemaligen Arztvilla, aber mehr Extravaganz ist ihm zuwider; seine Tochter muss im Haushalt helfen, wenn sie mehr Taschengeld will. Mei-Pochtler hat ein Ferienhaus auf Ibiza, investiert in unternehmerische Beteiligungen, darunter eine Privatschule in Berlin, sammelt Kunst ("Ich liebe Egon Schiele") und spendet einiges für wohltätige Zwecke. Teure Autos interessieren sie nur als Beratungsobjekt: "Ich fliege oder fahre Taxi."

Die Glücksforschung sagt: Sind die Grundbedürfnisse gedeckt, spielt Materielles eine untergeordnete Rolle für die persönliche Zufriedenheit. Viel Geld bedeutet nicht, sich viel zu kaufen. Es bedeutet, sich viel kaufen zu können. Bedeutet mehr Optionen, mehr Unabhängigkeit, mehr Mobilität.

Manchmal bedeutet es auch, sich ein Stück Freiheit zurückzukaufen, das beim Gelderwerb verloren gegangen ist: Weil der Job Heckelmann zu wenig Zeit für seine Töchter lässt, hat er sie oft spontan besucht, in Amerika, wo die Ältere die Uni besuchte, oder in Paris, wo die Jüngere studiert: "Ohne diesen Job und das Gehalt hätte ich mir das niemals leisten können."

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