Psychologie

Welche Eigenschaften den Gesamteindruck prägen

08.04.2014
Von Andreas Zeuch

Professor Phil Rosenzweig hat die negativen Auswirkungen des Halo-Effekts hinsichtlich einer wichtigen unternehmerischen Frage untersucht: Wovon hängt die Leistung eines Unternehmens ab? In den Bestseller "Auf der Suche nach Spitzenleistungen" oder "Immer erfolgreich" finden sich diverse Rezepte, die angeblich zu dauerhaften Spitzenleistungen führen oder ewig währendem Erfolg.

Das Problem bei der Identifizierung dieser Erfolgsfaktoren lag jedoch darin, dass die Autoren bei der Datenerhebung den Halo-Effekt nicht beachtet haben oder ihn ignorierten. Ein Großteil der Studiendaten stammte aus Zeitungsberichten und Interviews mit Manager der untersuchten Firmen. Nun neigen Menschen und somit auch Manager dazu, erfragte Verhaltensweisen rückblickend aus der Perspektive einer erfolgreichen Performance besonders positiv einzuschätzen.

Falsche Selbsteinschätzungen

Ein intelligentes Experiment des amerikanischen Professors Barry Staw verdeutlicht diesen Trugschluss: Versuchspersonen hatten die Aufgabe, aus Daten künftige Umsätze und Gewinne einzuschätzen. Hinterher erhielten die Probanden eine zufällige Rückmeldung, ob Sie besonders gut oder schlecht geschätzt hatten. Faktisch waren die Schätzungen der Gruppen im Mittel gleich gut oder schlecht. Anschließend wurden die Versuchspersonen zu Kriterien der Gruppenarbeit befragt. Die Teilnehmer der Gruppen, die angeblich besonders präzise schätzten, erinnerten sich an eine gute Zusammenarbeit, Kommunikation und Motivation, während die anderen Teilnehmer das Gegenteil von ihrer Gruppenarbeit berichteten.

Die meisten Versuchspersonen erlagen offensichtlich dem Halo- oder Teufelseffekt: Aufgrund eines zufälligen Feedbacks, das eine gute oder schlechte Performance vorgaukelte, schlossen die Befragten auf positiv oder negativ ausgeprägte Eigenschaften und Verhaltensweisen in der Gruppe. Kurze Zeit später wiederholte Professor Kirk Downey dieses Experiment mit zwei Unterschieden: Die Versuchspersonen kannten sich bereits vorher von gemeinsamer Arbeit und hatten mehr Zeit zur Lösung der Aufgabe. Die Ergebnisse waren fast identisch. Das Experiment von Staw wurde somit bestätigt. Zweimal mehr zeigte sich, dass Menschen von einer angeblichen Leistung auf andere Eigenschaften schließen.

Die Aussagen der für die genannten Bestseller befragten Manager sind also reichlich fraglich. Durch die großartige Leistung ihrer Unternehmen angefeuert, schätzten Sie die erfragten Kriterien bei sich als besonders positiv ein.

Zur Startseite