Anbieter, Handel oder Kunden?

Wer bremst Mobile Payment in Deutschland aus?

Head of Product and Innovation der cashcloud AG Olaf Taupitz bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Prepaid-Branche aus dem Telekommunikations- und Zahlungssystem-Sektor mit. Er gründete und leitete eine Reihe von Projekten als Business Development Manager, Country Manager und Marketing Direktor im Bereich der Festnetz-Telekommunikation, Mobilfunk-Telekommunikation, MVNO und Prepaid-Karten. Es ist seine Leidenschaft, neue Produkte, Vertriebs- und Marketingaktivitäten zu gestalten und zum Erfolg zu führen. Er ist ein Digital Native und 24/7 für cashcloud engagiert.

Die Bedenken des deutschen Handels sind natürlich nachvollziehbar. Dennoch gilt es, den Fokus nicht nur auf die Kosten zu richten, sondern auch auf InnovationInnovation und Marketingnutzen. Kunden wünschen sich eine zuverlässige Bezahllösung, die schnell, einfach und möglichst immer einsetzbar ist. Die Handyzahlung verspricht, eine solche Lösung zu sein. Und die Händler profitieren auch direkt davon: Ein schnellerer Checkout bedeutet, dass mehr Kunden in der gleichen Zeit bedient werden können. Alles zu Innovation auf CIO.de

Zudem sind die Transaktionsgebühren niedrig, die Personalkosten geringer und die Geldübermittlung sicher. Setzen die Händler ausschließlich auf Mobile Payment entfällt die Aufbewahrung von Bargeld, das Wechseln, das Zählen, das Transportieren und Lagern. Auch die Lesegeräte für Handys sind weniger störanfällig als traditionelle Kassen, denn es treten keine mechanischen Abnutzungseffekte auf. Vergessen wird außerdem oft, dass Mobile Payment-Dienste kaufentscheidende Zusatznutzen bieten können: Über gewisse Applikationen können Kaufempfehlungen, Coupons oder Cashback-Aktionen den Gang zum Händler entscheidend anstoßen.

Großes Interesse der Kunden an Mobile Payment

Doch haben die Kunden überhaupt Lust, mit dem Handy zu zahlen? Neun von zehn Deutschen über 14 Jahre besitzen dem Branchenverband Bitkom zufolge ein Handy und Meinungsumfragen belegen immer wieder, dass an Mobile Payment durchaus großes Interesse besteht. Eine kürzlich in Auftrag gegebene Online-Studie zum Thema "Mobile Payment" bestätigte die Ergebnisse vorangegangener Befragungen: Nur ein Drittel der Teilnehmer zeigt sich "nicht interessiert". Dennoch bezahlen aktuell erst rund 15 Prozent der Deutschen mit ihrem Smartphone. Zum Vergleich: In Entwicklungsländern nutzt etwa jeder Dritte Mobile Payment; in China sogar jeder Zweite. Doch nicht nur in Asien oder Afrika sind die Nutzerzahlen deutlich höher als in Deutschland. Auch ein Blick in unsere Nachbarländer wie die Schweiz oder Österreich zeigt den enormen Nachholbedarf, der hierzulande beim Bezahlen mit dem Handy herrscht.

Dieser Vorwurf gilt jedoch nicht den deutschen Kunden, denn das grundsätzliche Interesse an der Bezahltechnologie wird von den derzeitig ungünstigen Rahmenbedingungen ausgebremst. Wenn ohnehin nur ein Bruchteil der Geschäfte Mobile Payment anbietet und der kleine Rest jeweils auf unterschiedliche Systeme und Anbieter setzt, ist der Anreiz für die Kunden einfach zu gering, die vertrauten Zahlgewohnheiten abzulegen und auf Handyzahlungen umzusteigen. Die Kunden schätzen und nutzen den Service der kontaktlosen Bezahlung, wenn er ihnen angeboten wird. Das beweist der Blick ins Ausland. Doch erst wenn es mehr Möglichkeiten gibt, um mit dem Smartphone zu zahlen, wird sich die Technologie auf Kundenseite auch in Deutschland durchsetzen.

Bislang wird Mobile Payment von den Deutschen nur als nettes Extraangebot gesehen. Wer Online-Banking nutzt oder bereits eine EC- oder Kreditkarte besitzt, scheint durch das Zahlen mit dem Handy aktuell keinen großen Vorteil zu haben. Nur eine All-in-One-Lösung, die überall und jederzeit funktioniert, wird dies ändern. Daher sind primär die Anbieter in der Pflicht, allgemeingültige Standards und eine echte Cross-Channel-Payment-Lösung für alle Kanäle zu entwickeln. Doch auch der Handel muss sich öffnen und konsequent auf Mobile Payment setzen. Wer nicht rechtzeitig auf technologische Entwicklungen wie diese reagiert, wird Wettbewerbsnachteile haben. Es muss darum gehen, nicht den Anschluss im internationalen Vergleich zu verlieren und den Kunden im stationären Handel ein stimmiges Gesamtkonzept inklusive Web-Verzahnung und mobilen Zahlungslösungen anzubieten.

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