DSL, Glasfaser oder Kabel-TV

Wer macht das Breitbandrennen?

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Für die Investition in Glasfasernetze spricht noch ein anderer Aspekt: Die hier getätigten Ausgaben sind langfristige Investitionen, denn die entsprechenden Fasern, so Pollak, hätten eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren. Hinzu kommt, dass die optische Übertragung im Gegensatz zu LTE, xDSL oder anderen elektrischen Übertragungsverfahren weniger störanfällig gegenüber äußeren Einflüssen wie Starkstromleitungen, Eisenbahnen und Straßenbahnen oder Funkquellen wie Mikrowellenherden ist.

Auch das Argument vieler Glasfasergegner, dass die heute oft ausgerollten passiven Glasfasernetze (GPON) eine Sackgasse seien, gilt nur bedingt, denn "die Netze lassen sich nachträglich aufrüsten", so Pollak. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden mit GPON-Netzen typischerweise Bandbreiten von bis zu 1 Gbit/s beim Kunden realisiert, wenn die Faser bis ins Haus beziehungsweise in die Wohnung verlegt ist. Mit aktiver Technik und Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind dann später Bandbreiten von mehreren Gigabit/s möglich. Vorstellbar ist auch ein hybrider Ausbau, der auf eine Kombination von aktiver und passiver Technik setzt.

Ob die Verantwortlichen - egal ob Bürgermeister, Stadtwerke-Chef oder Telco-Vorstand - wirklich viel Geld sparen, wenn sie zuerst eine GPON-Infrastruktur aufbauen, ist zudem fraglich. Glaubt man Key-mile-Manager Pollak, dann liegt die Preisdifferenz zwischen aktiver und passiver Technik bei einem Glasfaserprojekt gerade mal bei fünf Prozent, "denn das Gros der Kosten machen die Tiefbauarbeiten, also das Vergraben der Glasfasern, aus".

Das unterschätzte Kabel-TV

Genau dies ist die Chance der Kabelnetzbetreiber, die bundesweit auf eine durchschnittliche Anschlussdichte von rund 65 Prozent kommen: Sie können die Haushalte meist ohne teure Grabungsarbeiten mit Breitband versorgen, womit sich das einst ungeliebte Kabelfernsehnetz, das zwischen 2000 und 2003 nur schwer zu verkaufen war, als späte Breitband-Goldader entpuppt.

Dabei betonen die Kabelnetzbetreiber gerne, dass sie im Gegensatz zu den DSL-Anbietern bereits heute in der Lage seien, 100 Mbit/s anzubieten. Und ohne viel Aufwand per Kanalbündelung könnten sie auf bis zu 400 Mbit/s gehen, wenn die Nachfrage dies verlangt. Werden dazu noch besondere Angebote für Geschäftskunden geschnürt - wie etwa bei Kabel Deutschland -, dann ist das TV-Netz im Business-Umfeld durchaus eine überlegenswerte Alternative. Für diese Klientel offeriert Kabel Deutschland etwa 24 Stunden Support und Entstörung. Ferner erhalten die Business-Kunden einen erhöhten Upload von 6 Mbit/s.

Zur Startseite