Strategien


Steuerungssysteme

Wie Computer den Verkehr der Zukunft regeln

16.12.2010
Von Maximilian  Gaub

Zukunft des Schienenverkehrs: Zugführer PC

Zugführer Computer: Zu jederzeit berechnen drei Rechner das richtige Verhalten der U-Bahn. Und setzen es um, wenn mindestens zwei Computer zum gleichen Ergebnis kommen.
Zugführer Computer: Zu jederzeit berechnen drei Rechner das richtige Verhalten der U-Bahn. Und setzen es um, wenn mindestens zwei Computer zum gleichen Ergebnis kommen.
Foto: VAG Nürnberg

Noch plastischer wird der Zeitvorsprung des Rechners beim Wenden an Endhaltestellen. Erreichte ein Zugführer der U2 früher Röthenbach, räumte er den Fahrerraum auf, sperrte die Türe ab, lief am ganzen Zug vorbei zum anderen Ende, öffnete dort die Tür und startete den Zug neu. Ein Computer fährt einfach in die andere Richtung.

Schneller ist der Computer, aber auch spontaner, ökonomischer und präziser: Wenn plötzlich mehr Passagiere an den Bahnsteigen stehen, fährt einfach ein neuer Zug aus der Abstellanlage. Er verbraucht weniger Energie, weil er gleichmäßiger beschleunigt und bremst. Und er wartet nicht auf Fahrgäste, die flehend die Rolltreppe hinunterrennen – weil sonst der Abstand zum nächsten Zug gefährlich schrumpfen würde.

Die Bilanz seit Tiefensees Jungfernfahrt: Bis auf einige Störungen zu Beginn des Jahres 2010 läuft der Betrieb seit Start "mit einer Verfügbarkeit von 99 Prozent", wie Rainer Müller erklärt. Störungen, die aus Sicherheitsgründen entstanden: Im Zweifelsfall fahren die Züge nicht weiter. So verhakten sich die Spaltüberbrückungen bei Türen manchmal, fuhren nicht zurück - und die Computer-U-Bahn blieb stehen. Zudem schlugen in seltenen Fällen Entgleisungsdetektoren bei manchen Weichen Alarm. Jüngst allerdings bestand das Netz den Härtetest: Am Tag der deutschen Einheit fuhren Kurzzüge alle 100 Sekunden durch die Tunnel. Ohne Zwischenfälle.

Die Züge der Zukunft navigieren schon heute per Mikrochips. Das wird der Flugverkehr von morgen auch aktuell noch theoretisch. Der Wissenschaftler Helmut Többen vom DLR ist mit Kollegen der Frage nachgegangen, ob ein Algorithmus allein die Flugbahnen der rund 1.000 täglich startenden und landenden Flieger des Flughafens Frankfurt am Main fehlerfrei steuern könnte. Ergebnis: Es funktioniert, wenn sich die Flugzeuge an den Plan halten und der Wetterbericht die Windverhältnisse richtig vorhersagt;

Eine völlige Automatisierung schließt Többen aber in den kommenden 50 Jahren aus, der Mensch wird immer eine Management-Funktion übernehmen.Zum Beispiel wird er umplanen, wenn der Wind sich dreht. Aber der Computer wird den Menschen zunehmend aus Flieger und Tower verdrängen, weil er den Luftverkehr effizienter und sicherer gestaltet. In Zukunft kontrolliert die Software ASAS (Airborne Separation Assurance System) den Mindestabstand zwischen zwei Flugzeugen. Die Bordrechner stimmen sich bald untereinander ab, in welcher Reihenfolge gelandet wird. Und ein digitaler Lotse berechnet rascher und präziser die komplexe Vierdimensionalität (Position und Zeit) eines optimalen Landeanflugs. Dieser setzt bereits mehrere hundert Kilometer vor dem Ziel ein, mit einem segelnden Sinkflug in einem Winkel von wenigen Grad.

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