Harte Eigenanalyse hilft beim Wiedereinstieg

Wie es nach der Kündigung weitergeht

06.04.2009
Von Michael  Leitl

HBM: Was sollte ein Ex-Vorstand stattdessen tun?

Sendele: Um wieder nach oben zu kommen, müssen Manager eine offensive Kampagne starten. Wie in ihrem Job sollten sie auch in eigener Sache strategisch vorgehen. Dazu gehört auch, realistisch zu bestimmen, auf welche Art von Position in welcher Branche und in welches Unternehmen man passt oder nicht passt. Leider erlebe ich häufig ein hohes Maß an Selbstüberschätzung. Über ihre Ziele sagen mir Ex-Vorstände immer wieder: "Ich möchte wieder ein Unternehmen von mindestens gleicher Größe führen." Das ist banal. Keiner darf sich zu schade sein, auch ein kleineres Unternehmen zu leiten, wenn dessen FührungFührung eine fordernde Aufgabe ist. Alles zu Führung auf CIO.de

Ich habe vorhin über den Prozess der Selbsterkenntnis gesprochen. Hier müssen die Betroffenen ansetzen und genau ausarbeiten, was sie wirklich gut können. Das kann zum Beispiel ein Talent für das Management eines Turnarounds sein. Ein anderer ist besonders gut darin, Wachstum zu managen.

HBM: Wie sieht eine Kampagne in eigener Sache im Detail aus?

Sendele: Wenn ein Manager die beschriebenen Hausaufgaben gemacht hat, sollte er festlegen, welche Unternehmen aus seiner Sicht als potenzielle Arbeitgeber infrage kommen. Um sein Urteil abzurunden, kann er auch mit einigen Personalberatern seines Vertrauens sprechen. Diese werden ihm wiederum über aktuelle Suchprojekte berichten, auf die er möglicherweise passt. Parallel dazu sollte er die für ihn infrage kommende Unternehmenslandschaft durchforsten und dabei seine Stärken berücksichtigen.

Wenn er überzeugt ist, ein Unternehmen gefunden zu haben, in das er passt, sollte er dem Vorstandsvorsitzenden oder dem Aufsichtsratsvorsitzenden in einem persönlich gehaltenen Schreiben darstellen, warum er an einer eventuell zu besetzenden Führungsaufgabe interessiert ist. Für diese Form der Eigenbewerbung darf sich eine Führungskraft nicht zu schade sein. Wichtig ist, dass eine derartige Bewerbung inhaltlich durchdacht, überzeugend formuliert und auf das Unternehmen zugeschnitten ist. Ein standardisiertes Massenmailing ist falsch.

"Auf inquisitorischen Fragen nicht vorbereitet"

HBM: Auf wie viele Unternehmen sollte sich ein Manager konzentrieren?

Sendele: In der Regel sind es drei bis fünf Unternehmen, für die Manager in dieser Situation infrage kommen. Sie sollten ruhig auch den Kontakt zu fünf bis acht prominenten Personalberatern suchen. Denn die Unternehmen vergeben eine Suche ausschließlich an einen Berater. Wer die Kampagne auf ein bis zwei Personalberater beschränkt, reduziert seine Jobchancen.

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