Managern schlagen Ängste schwer aufs Gemüt

Wie Führungskräfte mit ihren Krisenzuständen umgehen

27.04.2009
Von Christina  Kestel

mm.de: Diese verschiedenen Verhaltensweisen sind aber darin begründet, dass es unterschiedliche Charaktere sind?

Fischer: Genau. Der Stimulus von außen ist für alle gleich, und jeder Charakter entwickelt seine eigenen StrategienStrategien. Die einen erfolgreicher, die anderen weniger erfolgreich. Alles zu Strategien auf CIO.de

mm.de: Wird die Krise unter den Führungskräften auch als Chance begriffen?

Fischer: Ja. Als Chance, das bisherige Tun zu überprüfen und sich auch in einer kritischen Situation zu bewähren, nach der Vorstellung: Wer sich jetzt bewährt, der kann es wirklich.

Opfer-Täter-Perspektiven

mm.de: Ex-Lehman-Chef Richard Fuld oder der frühere CEO der Hypo Real Estate Georg Funke weisen Schuld von sich und sehen sich als Opfer der Finanzkrise. Wie ist das eigentlich aus psychoanalytischer Sicht zu erklären? Eine klassische Verdrängung?

Fischer: Die Fälle sind sehr unterschiedlich und nicht über einen Kamm zu scheren. Manchmal werden sämtliche Abwehrmechanismen ins Feld geführt. Verdrängung, Verleugnung, Selbstüberschätzung - oder eine Gewöhnung, daran zu glauben, dass es nur diesen und keinen anderen Weg gibt, als den, den ich eingeschlagen habe. Hinzu kommt das Heranzüchten von Umfeldern, die dem entsprechen. Das heißt von Umfeldern mit wenig Kritikfähigkeit und -bereitschaft.

mm.de: Warum haben diese Herren so viel Angst davor, Schuld einzugestehen? Was spielt sich da ab?

Fischer: Bei sehr vielen entsteht das Selbstbild der Unfehlbarkeit. Das Selbstbild der unanfechtbaren Hochintelligenz, der unanfechtbaren kritischen Analysefähigkeit und der letztgültigen Entscheidungsmacht und Entscheidungsweisheit. Und wenn ich lange genug daran gearbeitet habe und die dazugehörige Persönlichkeit habe, entsteht ein System, das in sich wasserdicht ist und das keiner Hinterfragung bedarf und auch keine erträgt. Dann ist der Perspektivenwechsel eben nicht mehr möglich.

mm.de: Das heißt, ohne einen kompletten Zusammenbruch des eigenen Selbstbilds wäre ein Eingeständnis gar nicht mehr möglich?

Fischer: Genau. Das wäre dann vollkommen absurd, an so etwas auch nur zu denken. Es ist außerhalb jeglicher denkbaren Möglichkeit, dass es nicht so ist, wie ich es sehe.

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