Mobilfunk

Wie man Handys abhört - und wie man sie sichern kann

24.10.2013
Seit der Einführung der digitalen Mobilfunknetze können Handy-Telefonate nicht mehr ohne weiteres mit einem einfachen Funkscanner belauscht werden. Doch auch die modernen GSM-Netze gelten inzwischen als löchrig. So kann man Handys mit so genannten IMSI-Catchern dazu verleiten, sich in manipulierte Funkzellen einzubuchen, über die dann ein Telefonat abgehört werden kann.

Geheimdienste haben die Möglichkeit, Verbindungsdaten und sogar Gesprächsinhalte und SMS aus den Backbone-Netzen der Telekom-Provider herauszufischen. Daher versuchen Top-Manager in der Wirtschaft und führende Politiker, ihre Mobiltelefonate durch verschlüsselte Verbindungen abzusichern.

Die aktuelle Generation der für verschlüsselte Gespräche eingesetzten "Cryptophones" gilt bislang als sicher. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die verschlüsselten Gespräche abgefangen wurden", sagte ein Experte aus der Sicherheitsbranche der dpa. "Das ist nahezu unmöglich. Für wahrscheinlicher halte ich, dass ungeschützte Handys gehackt wurden."

Wenn Regierungsmitglieder oder Wirtschaftsbosse mit ihren Verschlüsselungshandys untereinander telefonieren, wird ein abhörsicherer Tunnel aufgebaut. Wenn man von dem Cryptophone ein herkömmliches Telefon ohne Verschlüsselung anruft, ist die Verbindung jedoch unsicher. "Diese Telefonate ohne Verschlüsselung finden praktisch auf dem offenen Draht statt", sagt der Experte. Bei Gesprächen mit ranghohen Politikern aus anderen Ländern sei oft eine komplexe Umverschlüsselung notwendig, weil unterschiedliche Systeme eingesetzt werden.

Die technischen Details der mutmaßlichen Abhöraktion gegen die Bundeskanzlerin sind noch unklar. Merkel nutzt seit geraumer Zeit ein inzwischen veraltetes Nokia-Schiebehandy, vermutlich das Modell "6210 Navigator". Die Verschlüsselung auf diesem Gerät war dem Vernehmen nach die selbe wie sie in dem digitalen Polizeifunk-Netz (Tegra-Standard) verwendet wird.

Entwickelt wurde das System von der Telekom-Tochter T-Systems. Die Verantwortung für die Gesamtlösung trägt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das Nokia-Handy von Merkel war dem Vernehmen nach nicht mit dem Internet verbunden. Daher dürfte es auch nicht möglich gewesen sein, über das Internet eine Trojaner-Software auf dem Gerät zu installieren, um die Kanzlerin abzuhören.

Zuletzt bestellte die Bundesregierung eine neue Generation von Sicherheitssmartphones. Es gibt zwei Modelle: Ein Samsung-Gerät, auf dem Software von der Deutschen Telekom läuft und Blackberry-Geräte, die von der Düsseldorfer Sicherheitssoftware-Firma Secusmart abgesichert wurden. Mit den neuen Geräten soll erstmals ein Telefon für sichere Gespräche und Internet-Nutzung eingesetzt werden können. Bisher musste man dafür auf zwei verschiedene Geräte zurückgreifen. Die neuen SmartphonesSmartphones werden erst seit einigen Wochen an die Regierung geliefert. (dpa/rs) Alles zu Smartphones auf CIO.de

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