Inteview mit Parker Harris

Wie Salesforce.com high bleiben will

04.09.2015
Von John Gallant

Was der Kunde will

Ich würde gerne wissen, wohin die Industrie sich Ihrer Meinung nach bewegt. Damit kommen wir darauf zurück, was der Kunde heutzutage verlangt - nämlich kein singuläres Produkt. Was für den Anbieter ja auch eine Herausforderung ist: Die selbe Produktlinie immer weiter zu entwickeln und nur ab und an neue Features hinzuzufügen.

Parker Harris: Das führt auf Dauer zu schlechten Produkten. Wenn Sie sich auf nur eine Produktlinie konzentrieren und nur immer neue Features hinzufügen, dann haben Sie irgendwann ein so aufgeblasenes Produkt, dass es sinnlos wird, weil es viel zu komplex geworden ist.

Aber ist es nicht so, dass Kunden genau das verlangen? Weil sie sich nämlich nicht mit mehr Anbietern herumschlagen wollen als unbedingt nötig. Sonst hätten sie ein Problem mit der Integration, mit den Lizenzen, mit dem Management, und so weiter. Wird die Cloud das ändern? Kann man damit rechnen, dass bald aus ein und derselben Cloud Personalmanagement, Buchhaltung und so weiter geliefert wird, quasi als Paket, oder wird sich das anders entwickeln?

Parker Harris: Ich glaube nicht, dass ein einzelner Anbieter alles liefern sollte. Woran ich dagegen sehr glaube - und wir versuchen das hinter der Firewall hinzubekommen - sind Services, die gut miteinander integriert sind. Sobald das klappt, kann man weitersehen und Daten herausziehen oder Funktionen hinzufügen. Es ist aber gar nicht so einfach, solche Dienste hinter der Firewall zu machen. Aber damit sind Unternehmen permanent beschäftigt. Und Berater und Integratoren haben immer alle Hände voll zu tun.

Wäre es aber nicht besser, das nur einmal zu machen und dann als Produkt für alle anzubieten? Deshalb glaube ich so sehr an Cloud ComputingCloud Computing und Plattformen. Wir haben unsere Plattform, AppExchange. Dort kann ich Dinge Pre-Implementieren. Beispielsweise Microsoft, endlich einer unserer Partner. Aktuell machen wir das mit Office 365. Das muss nur einmal eingerichtet werden, weil es sich um einen Cloud-to-Cloud-Service handelt. Den bieten wir an statt zu sagen: "Sie wollen also Exchange in Salesforce integrieren? Super! Wir haben die Berater dafür sowie das SOW, los, lassen Sie uns das machen." Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Das lässt sich auch auf kleinerem Level wiederholen, eine kleine Firma namens Slack etwa ist sehr interessant (Anmerkung: Slack bietet eine Plattform für die Team-Kommunikation). Sie haben bereits alles Mögliche vorinstalliert, das ist viel wert und ließe sich nicht machen, wenn die Dienste keine APIs hätten, also weder Plattform noch in der Cloud oder im Internet wären.

Ich glaube aber nicht, dass wir in diesem Bereich eine massive Konsolidierung erleben werden. Klar wird das der eine oder andere Konzern versuchen. Wir aber ganz sicher nicht, weil uns das alt und träge machen würde. Ein Unternehmen alleine kann das meiner Meinung nach auch gar nicht stemmen - völlig integrierte Lösungen, in denen alles perfekt zusammenspielt, sind eine Illusion.

Glauben Sie, dass Unternehmen auch künftig Best-of-Breed-Lösungen einsetzen werden oder doch lieber eine bereichsübergreifende, universelle Anwendung? Letztere scheint sehr attraktiv zu sein, nimmt sie einem doch das Problem der Integration ab.

Parker Harris: Ja, weil die Integration so teuer ist. Kunden tendieren dazu, nur mehr einen Vertrag mit einem Anbieter abzuschließen, und wir müssen Wege finden, damit umzugehen. Gerade habe ich in Boston mit unserem großen Kunden Schneider Electric gesprochen, ein enorm innovatives Unternehmen.

Die wollen von uns, dass wir mit ihnen über ihre Art nachdenken, mit Partnern umzugehen. Wie kann man einen besseren Support anbieten? Wir arbeiten mit Schneider zusammen, weil wir deren Probleme lösen, nicht weil wir unsere Lösung an den Mann bringen wollen. Wir loten aus, wie wir ihnen helfen können, wobei sie uns leiten. Das wird künftig meiner Meinung nach von vielen großen Unternehmen angefragt werden.

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