Dem Burnout trotzen

Wie sich CIOs erholen

Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Zeit für die Familie

"Am Wochenende möchte ich Zeit für mich und meine Familie haben. Das klappt immer besser", bilanziert Carsten Bernhard vom Internet-Portal Autoscout24. Zwar akzeptiert der Vice President IT, dass zu seiner Position eine gewisse Rufbereitschaft gehört: "Wenn in der IT die Welt abbrennt, komme ich löschen. Aber es darf nicht zu oft brennen, sonst ist strukturell etwas falsch."

Carsten Bernhard, CIO bei Autoscout24 und 'CIO des Jahres'-Gewinner 2011 in der Kategorie Mittelstand, erholt sich am besten mit seiner Familie.
Carsten Bernhard, CIO bei Autoscout24 und 'CIO des Jahres'-Gewinner 2011 in der Kategorie Mittelstand, erholt sich am besten mit seiner Familie.
Foto: Autoscout24

Einem strukturellen Wandel, der "agilen Transformation unserer Softwareentwicklung" mit Hilfe von Scrum, galt Bernhards wichtigstes Projekt in den letzten beiden Jahren. Da Softwareentwicklung in einem Internet-Unternehmen Produktentwicklung ist, reichten die Auswirkungen weit über die IT-Abteilung hinaus. Die klassischen Trennungen zwischen IT, Produkt-Management und Business sind aufgehoben. Wer früher Projektleiter war, kam als Scrum Master eher in die Rolle eines Coaches, eine große Veränderung, die nicht jedem leicht fiel. Auch für Bernhard hat sich viel geändert: Als Leiter einer klassischen IT war er der oberste Troubleshooter, jetzt dagegen "ist mein Ziel, nicht alle Probleme selbst zu lösen, sondern eine Organisation zu bauen, die Probleme löst".

Nach seiner Work-Life-Balance gefragt, nennt Bernhard drei Schlüsselbegriffe: delegieren ("Ich habe überhaupt keine Angst, dass mir Fehler angelastet werden, die andere begangen haben"), effizient arbeiten und Auszeiten nehmen. Nach der Geburt seines zweiten Kindes nahm Bernhard einen Vätermonat. Das werde im Unternehmen gefördert, die Elternzeitquote sei "gigantisch hoch".

Die Sau rauslassen

Markenfilm-CIO Ralf Nyenhuis meint: "Die Verbindung zwischen der Kopfarbeit in der IT und der Möglichkeit, mit der Band musikalisch mal richtig die Sau raus zu lassen, ist für mich genau richtig."
Markenfilm-CIO Ralf Nyenhuis meint: "Die Verbindung zwischen der Kopfarbeit in der IT und der Möglichkeit, mit der Band musikalisch mal richtig die Sau raus zu lassen, ist für mich genau richtig."
Foto: Privat

Ralf Nyenhuis, IT-Leiter der auf Werbefilme spezialisierten Markenfilm GmbH, hat dieses Jahr die Migration von MicrosoftMicrosoft Exchange 2003 ServerServer auf Exchange 2007 in eine virtuelle ESXi-Umgebung von Hewlett-Packard durchgezogen. Am schwierigsten war das Einbinden der verschiedenen Client-Versionen, "was unter anderem daran lag, dass Markenfilm mit freien Mitarbeitern zusammenarbeitet, die eigene Geräte mit eigener Client-Software mitbringen, da musste man für einige Parameter länger suchen". Den Anwendern und dem Business in dieser Weise entgegenzukommen, ist für Nyenhuis Prinzip: "Ein CIO sollte sich und die IT niemals zu wichtig nehmen. Als IT-Verantwortlicher ist man dafür zuständig, dass die IT funktioniert. Manche IT-Leiter gebärden sich aber wie Könige und unterstützen zum Beispiel das iPadiPad nicht, weil es nicht zu ihrer Governance passt." Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Server auf CIO.de Alles zu iPad auf CIO.de

Nyenhuis glaubt, dass IT zugleich innovativ und einfach sein kann. Leser der Computerwoche unter Ihnen kennen ihn spätestens seit 2004, als er es mit nur zwei Mitarbeitern unter die drei Mittelstands-Finalisten des Wettbewerbs "Anwender des Jahres" schaffte. Das komplett selbst entwickelte digitale Filmarchivierungssystem, für das das Markenfilm-Team damals ausgezeichnet wurde, läuft immer noch.

Vom Job erholen kann sich Nyenhuis als Sänger der Rockcoverband "Heart Rock Café". "Als Berufsmusiker wäre ich sicher nicht glücklich geworden. Die Verbindung zwischen der Kopfarbeit in der IT und der Möglichkeit, mit der Band musikalisch mal richtig die Sau raus zu lassen, ist für mich genau richtig.".

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