"Design Thinking": Was ist eigentlich das Problem?

Wie sich Hasso Plattner den idealen Innovationsprozess vorstellt

11.05.2009
Von Claus G. Schmalholz und Anne Preissner

Der Technologieveteran will IT-Ingenieure umfassender ausbilden. Das war schon sein Ziel, als der gebürtige Berliner vor elf Jahren das Institut für Software-Systemtechnik gründete. Rund 450 Ingenieure werden dort nach dem Prinzip Plattner unterrichtet: praxisnah und mit modernsten Methoden. Gleich neben dem HPI residiert seine Wagniskapitalfirma, die Start-ups in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Israel mit weiteren Millionen fördert. Eine europaweit einzigartige Bündelung von Geld und Geist.

Querdenker fördern

Die Studenten sollen in multidisziplinären Teams benutzerfreundliche Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Plattner will Querdenker fördern, die nicht wie der typische Techniker fragen: Wie lösen wir das Problem? Sondern: Was ist eigentlich das Problem?

Die Aufgaben erscheinen auf den ersten Blick trivial. So hatten auf der Cebit beispielsweise die Studenten des HPI zusammen mit Kommilitonen der US-Universität Stanford täglich innerhalb von 24 Stunden eine Aufgabe zu bewältigen, etwa: Wie lassen sich Schülerhausaufgaben ebenso faszinierend aufbereiten wie Videospiele? Wie kann aus dem Frustanruf im Callcenter ein befriedigendes Dienstleistungserlebnis für den Kunden werden? Gearbeitet wird rund um die Uhr. Wenn in Hannover der Messetag zu Ende geht, übernehmen die US-Kollegen.

Klingt ein wenig nach Klein-Klein? "Als ich dieses Konzept neulich bei einer öffentlichen Präsentation am HPI vorgestellt habe, stand einer auf und sagte: Das erinnert mich doch sehr an die Herangehensweise meiner Kinder im Kindergarten", erzählt er. Plattner ficht solche Kritik nicht an.

Belächelt zu werden stört ihn schon gar nicht. Vor 37 Jahren stampfte er mit einer vergleichbaren Herangehensweise und vier Mitgründern die SAP mit einer revolutionären Geschäftsidee aus dem Boden. "Wir haben die SAP-Betriebssoftware in ständiger Interaktion mit den Kunden entwickelt", so Plattner. "Das ist ein entscheidender Teil des Design-Thinking-Ansatzes, wobei ich den Begriff damals noch nicht kannte."

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