"Design Thinking": Was ist eigentlich das Problem?

Wie sich Hasso Plattner den idealen Innovationsprozess vorstellt

11.05.2009
Von Claus G. Schmalholz und Anne Preissner

Den Kunden ernst nehmen und als vollwertiges Mitglied des Produktentwicklungsteams zu betrachten, für den ehemaligen SAP-Cheftechniker ist dies das Erfolgsgeheimnis der Walldorfer. "Hätten wir uns nur am Schreibtisch einen tollen Algorithmus ausgedacht, wären wir nie so weit gekommen", sagt er.

Design Thinking - das entspricht auch Plattners persönlicher Erfahrung, wonach interdisziplinär zusammengesetzte Teams bessere Ideen entwickeln. Im Gegensatz zur konventionellen Produktentwicklung, bei der sich die Ingenieure oft nur darauf konzentrieren, was technisch möglich ist, steht beim Design Thinking das Verstehen des zu lösenden Problems im Vordergrund.

Ideale Innovationsprozesse

Wie diese Arbeitsweise funktioniert, illustriert etwa ein Studentenprojekt, das zum Ziel hatte, die Bildungschancen in der Dritten Welt zu verbessern. Durch Beobachten und Befragen fanden die jungen Akademiker heraus, dass die Menschen abends nicht lesen können, einfach weil sie keinen Stromanschluss haben. So entschied sich das Team, eine Leselampe für genau diesen Zweck zu entwickeln.

Die Fachleute großer Elektrotechnikkonzerne meinten, dass so eine Lampe minimal 120 Dollar kosten würde. Die Aufgabe für die Studenten lautete, eine 20 Dollar teure Lampe zu entwickeln und sie im Feldversuch zu testen.

Nach dieser Maßgabe ermittelte der Mediziner im Team die für das menschliche Auge nötige Lichtleistung. Der Elektrotechniker besorgte die passenden Akkus und ein Solarpanel, der Softwarespezialist programmierte dazu stromsparende Aufladeprozeduren. Der Maschinenbauer besorgte in Indien einen günstigen Hersteller für das Gehäuse, die Soziologin organisierte in Mexiko und Südafrika die Feldversuche. Und der Betriebswirt flog nach New York, um dort mit der Weltbank über das nötige Geld für den Großversuch zu verhandeln.

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