Entscheiden

Wie Sie den Königsweg finden

04.08.2008
Von Klaus Werle

Kluge nutzt ein dreistufiges System zur Entscheidungsfindung. Ist das Problem erkannt und sind die Ziele definiert (Stufe eins), folgt der nächste Schritt: das Erarbeiten möglichst vieler, auch verrückter Optionen. Es schlägt die Stunde der Kreativen und Querdenker.

Denn ein so klassischer wie gravierender Entscheidungsfehler ist, "sich auf die offensichtlichen Entweder-oder-Fälle zu beschränken, anstatt aus alten Mustern auszubrechen und Alternativen zu entwickeln", so Kluge. Ein beliebter Beratertrick ist der "morphologische Kasten"; alle an einem Prozess Beteiligten tragen für jeden Prozessschritt Verbesserungsvorschläge ein - auch wenn er gar nicht zu ihrem Bereich gehört. Das lässt die Zahl der Optionen geradezu explodieren.

Im Frühsommer 2006 stand Sebastian Schwanhäußer (44), Mitglied der Konzernleitung von Schwan-Stabilo, vor einem strategischen Problem. Schreibgeräte und Kosmetikstifte waren schon seit Jahren keine Boombranche mehr, ein drittes Geschäftsfeld sollte her. "Wir wollten uns aber nicht zu früh auf eine Branche festlegen, sondern möglichst viele Alternativen entwickeln."

Schließlich fiel die Wahl auf den Outdoor-Spezialisten Deuter, den Schwan-Stabilo im Oktober 2006 für einen zweistelligen Millionenbetrag kaufte - eine der wichtigsten Entscheidungen der Firmengeschichte. "Die Meinungen wechselten häufig", sagt Schwanhäußer. "Ich habe oft bewusst die Perspektive der jeweiligen Gegenseite eingenommen, um die Konsequenzen einschätzen zu können."

Helden folgen ihrer Intuition

"Re-Framing" nennt Berater Gieske diese Distanz zum eigenen (Vor-)Urteil und zur Situation: "Es geht um das Ausbrechen aus unterbewussten Routinen: Wie würde ich in anderen Kontexten entscheiden?" Eine Hilfestellung bietet die "1-2-3-Formel": Welche Folgen hätte die Entscheidung nach einem Tag, nach zwei Monaten, in drei Jahren?

Zur Startseite