Projekte


Big Data und Analytics in der Praxis

Wie Siemens und Injoy die Digitalisierung vorantreiben

Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Injoy - Datenanalyse in der Fitnessbranche

Die Fitnessbranche ist, anders als in der IndustrieIndustrie, durch kleinteilige, mittelständische Strukturen gekennzeichnet und nicht unbedingt für ihre Digital-Affinität bekannt. Schließlich geht es hier um den Körper, nicht um abstrakte Zusammenhänge. Immerhin 10,5 Millionen Deutsche trainieren in Studios. Im Alltag nutzen viele von ihnen ganz selbstverständlich ein Smartphone, auf dem vielleicht auch Fitness-Anwendungen laufen. Top-Firmen der Branche Industrie

Das Startup-Unternehmen eGym erkannte, dass sich daraus ein Geschäftsmodell generieren lässt. Es entwickelte mit Intelligenz und Elektromotor ausgerüstete stufenlos regelbare Geräte, die zu einem Ganzkörper-Zirkeltraining mit sechs bis zehn Geräten kombinierbar sind. Jeder Kunde nutzt eine Chipkarte, eine Smartphone-App und die Cloud als Speicher für Aktivitätsdaten. Die Kunden melden sich mit der Karte an jedem Gerät an, das sich automatisch auf die individuellen Werte und Trainingspläne einstellt. Anschließend wandern die neuen Trainingsdaten, wenn der Kunde das will, in die Cloud und werden dort zu einem Leistungsprofil verdichtet, das den gesamten Trainingsfortschritt durchleuchtet und über die App einsehbar ist.

Wenn der Kunde es wünscht, dürfen auch Trainer, Krankenkassen oder Arbeitgeber die Daten sehen. Die Cloud wird den Betreibern der Fitness-Ketten von eGym bereitgestellt. Die Endkunden können so beispielsweise ihre Leistungsdaten und den Trainingsfortschritt prüfen, sich mit anderen vergleichen und Daten beispielsweise eines Smartphone-Schrittzählers ebenfalls in die Gesamtauswertung integrieren. Rund 1000 solcher eGym-Zirkel sind derzeit im deutschsprachigen Raum installiert.

Injoy, ein Franchising-Fitnessunternehmen mit rund 200 Standorten im deutschsprachigen Raum, gehört zu den Nutzern von eGym. Zu den Gründen äußert sich Paul Underberg, Gründer der Injoy-Gruppe. Er setzt seine 30jährige Erfahrung im Fitness-Bereich heute als CEO der auf diesen Sektor spezialisierten Unternehmensberatung Inline Consulting um. Außerdem besitzt er selbst noch ein Injoy-Studio mit rund 3300 Mitgliedern, wo seit rund fünf Jahren ein eGym-Zirkeltraining angeboten wird. "Die Kunden erwarten heute auch von Fitness-Studios, dass sie durch die Digitalisierung mehr Nähe schaffen", erläutert der Unternehmer. Zudem habe die eGym-Technologie für alle Beteiligten Vorteile. So senke sie die Drop-out-Quote und verhelfe den Kunden zu mehr Transparenz und Kontrolle: "Die Trainierenden können ihren Fortschritt just in time nachvollziehen, das motiviert sie. Die Trainer auf der anderen Seiten haben ein genaueres Bild vom Trainingsfortschritt und können optimal unterstützen."

Paul Underberg, Gründer der Injoy-Gruppe und CEO des Beratungsunternehmens Inline Consulting: "Mit Digitalisierung können Fitness-Studios mehr Nähe zum Kunden schaffen."
Paul Underberg, Gründer der Injoy-Gruppe und CEO des Beratungsunternehmens Inline Consulting: "Mit Digitalisierung können Fitness-Studios mehr Nähe zum Kunden schaffen."
Foto: Inline Consulting

Der intelligente Steueralgorithmus des Elektromotors in den Geräten kann laut Underberg den Widerstand automatisch sogar auf den aktuellen Gesundheitszustand jedes Nutzers einstellen. Ist der mal weniger fit, sinkt der Widerstand, obwohl er oder sie sonst mit mehr Widerstand trainiert. Die Datenlage eröffne hier neue Möglichkeiten, so Underberg: "So kann man beispielsweise bei der Krankenkasse oder beim Arbeitgeber hieb- und stichfest dokumentieren, dass man tatsächlich aktiv ist - sinnvoll und wirksam - dadurch seinen Gesundheitsstatus verbessert, um so am Ende gegebenenfalls Kostenzuschüsse zu erwirken."

Trotzdem lege Injoy Wert auf Datenschutz, beteuert der Manager. Statusdaten wie Krankheiten oder Einschränkungen würden schriftlich erfasst und ständen nur dem jeweiligen Studio beziehungsweise Trainer für den Maßnahmenplan zur Verfügung, sie würden auch nicht in die Cloud gespeist. Datenzugriffe außer durch den Nutzer selbst bedürfen der vorherigen Genehmigung. Underberg: " Die Kunden sind begeistert - von 3300 Nutzern in meinem Studio sind 1900 mit steigender Tendenz auch für den eGym-Zirkel akkreditiert."

Zur Startseite