Management-Innovation

Wieso Denken und Handeln trennen?

14.05.2013
Von Andreas Zeuch

Prototyp der menschenverachtenden Wirtschaft

Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Taylor ist der Prototyp für eine menschenverachtende Wirtschaft, die in den gemeinen (Mit-)Arbeitern nur tumbe und faule Menschen sieht:

Einen intelligenten Gorilla könnte man so abrichten, dass er ein mindestens ebenso tüchtiger und praktischer Verlader würde als irgendein Mensch. Und doch liegt im richtigen Aufheben und Wegschaffen von Roheisen eine solche Summe von weiser Gesetzmäßigkeit, eine derartige Wissenschaft, dass es auch für den fähigsten Arbeiter unmöglich ist, ohne die Hilfe eines Gebildeteren die Grundbegriffe dieser Wissenschaft zu verstehen oder auch nur nach ihnen zu arbeiten.

Taylor F. (2004): Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung. VDM Verlag Dr. Müller, Seite 44.

Die Arbeiter sind also die Affen, die von den weisen und gebildeten "Leitern" geführt werden müssen. Um sein Gewissen etwas zu schonen, forderte Taylor noch ein "herzliches Einvernehmen" zwischen Letzteren und deren Mitarbeitern. Seinen wahren Geist kann er damit jedoch nicht verschleiern. Die Arbeiter brauchen aufgrund Ihrer Dummheit die intelligenten Manager, womit die eingangs erwähnte Trennung zwischen Denken und Handeln begründet wird. Mit diesem Ansatz, den er Scientific Management nannte, revolutionierte Taylor die Betriebsführung.

Mittlerweile leben wir erstens in einer anderen Wirtschaftswelt und wissen zweitens ein bisschen mehr über die Motivation von Menschen. Heute werden die meisten Arbeiten, die zu Taylors Zeiten noch durch Menschen ausgeführt wurden, automatisiert. Es sind all die stumpfsinnigen, sich wiederholenden Tätigkeiten ("Aufheben und Wegschaffen von Roheisen"), für deren Ausführung man keinerlei Kreativität braucht, sobald sie optimiert sind. Dieser Trend wird weitergeführt, Automatisierungen nehmen weiter zu. Demgegenüber wird die Dienstleistungs- und Kreativitätswirtschaft immer wichtiger.

Dienstleistungsprodukte machen bereits heute etwa 70 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland aus. Das ist ziemlich wichtig, denn in diesem Bereich brauchen wir kreative und motivierte Mitarbeiter, die wir nicht als Gorillas denunzieren, indem wir ihnen ihre Intelligenz absprechen. Robotik hilft uns hier momentan nicht weiter.

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