Reichweite soll stabil bleiben

Zeit online bittet die Leser zur Kasse

30.03.2017
Bisher kostete "Zeit Online" anders als viele andere Medien im Netz kein Geld. Das soll sich nun ändern. Aber wie ist zu schaffen, Geld zu verlangen und keine User zu verlieren? "Zeit Online" setzt auf Login-Modell.
Bei Zeit Online kann man nicht mehr alles kostenfrei lesen.
Bei Zeit Online kann man nicht mehr alles kostenfrei lesen.

Geplant war es schon lange, nun führt "Zeit Online" ein Bezahlmodell ein. Einen nennenswerten Rückgang bei der Reichweite erwarte er nicht, sagte "Zeit Online"-Geschäftsführer Christian Röpke der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings ist sich Röpke noch nicht sicher, wie das sogenannte Login-Modell im Detail am besten funktioniert: "Wir müssen experimentieren und optimieren in den kommenden Monaten: Was ist die richtige Anzahl an Artikeln, die man als registrierter NutzerNutzer kostenfrei nutzen kann?" Top-Firmen der Branche Medien

Wie funktioniert das Modell?

Christian Röpke: Weite Teile von "Zeit Online" sind weiterhin frei. Aber die Printartikel der "Zeit" und ausgewählte Online-Artikel werden registrierungspflichtig und spezielle Printartikel komplett abopflichtig. Bei den registrierungspflichtigen Artikeln hat der User auch nur eine gewisse Anzahl pro Woche, die er nutzen kann. Insgesamt stehen den Nutzern mit der vollständigen aktuellen Printausgabe mehr Inhalte als vor der Einführung der Registrierungs- und Bezahlschranke zur Verfügung.

Wie heißt das Modell?

Christian Röpke: Wir nennen es Login-Modell, weil die Registrierung eine wichtige Rolle spielt. Rein technisch würde ich es als Hybridmodell bezeichnen, ein Hybrid zwischen einem klassischen Freemium- und einem Metering-Modell, weil wir beide Elemente zusammenführen.

Welche Auswirkungen erwarten Sie für die Reichweite?

Christian Röpke: Ich gehe davon aus, dass wir, wenn überhaupt, nur einen sehr leichten Reichweitenrückgang haben werden. Weil viele Inhalte kostenfrei bleiben, glaube ich, dass es kein merkbarer Verlust sein wird. Wir müssen experimentieren und optimieren in den kommenden Monaten: Was ist die richtige Anzahl an Artikeln, die man als registrierter Nutzer kostenfrei nutzen kann? Sind es fünf, sind es drei in der Woche? An den Stellen müssen wir spielen, genau wie bei den Artikelmengen. Wie viele Artikel sind in dem Eimer registrierpflichtige Artikel und wie viele in dem bezahlpflichtige Artikel?

Warum hat sich die Einführung des Modells so deutlich verzögert?

Christian Röpke: Wir merken bei Projekten dieser Art, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Systeme komplexer ist, als wir am Anfang dachten. Wir führen zum Beispiel in diesem Projekt eine neue Software mit dem Dienstleister CeleraOne ein, mit der wir den Zugang zu unseren Artikeln steuern. Das muss unter anderem mit unserer Serverarchitektur verbunden werden. Wir müssen Stabilität sicherstellen für den Traffic, den wir jetzt haben. Und dann gab es im vierten Quartal eine Nachrichtenlage, die uns wahnsinnig beschäftigt hat. Wir haben wir uns am Jahresende dann gefragt, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu starten, und haben gesagt "Nein, wir gehen ins nächste Jahr und brechen nichts übers Knie."

Zur Person
Christian Röpke (45) ist bei der Zeit-Verlagsgruppe Geschäftsführer der Töchter Zeit Online GmbH, academics GmbH und ze.tt GmbH. "Zeit Online" führt er seit 2009. Zeit Online GmbH hat 2016 die Gewinnschwelle überschritten. Maßgeblich dazu beigetragen haben der erfolgreiche Aufbau neuer Rubrikenmärkte und seit 2011 das digitale Abonnement der "Zeit". (dpa/rs)

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