SOA als Unternehmensaufgabe

Zukunftsmusik

20.09.2008

CIO: Oracle bereitet sich also jetzt auf einen Zukunftsmarkt vor. Heißt das umgekehrt, dass die Unternehmen sich im Moment wenig mit SOA oder SaaS auseinandersetzen?
Brenner: Die Unternehmen sind von dem Konzept SOA überzeugt und wissen, dass das „here to stay“ ist.
Gleichzeitig haben sie noch enorme Probleme, tatsächlich Lösungskomponenten SOA-gerecht einzubinden.

Mathias Kaldenhoff (Oracle): "Ich werde niemals durch reine Infrastruktur-maßnahmen ein Unternehmen SOAfizieren. Genauso wenig werde ich allein durch marktgerechte Strategiebildung eine Infrastruktur- maßnahme auslösen."
Mathias Kaldenhoff (Oracle): "Ich werde niemals durch reine Infrastruktur-maßnahmen ein Unternehmen SOAfizieren. Genauso wenig werde ich allein durch marktgerechte Strategiebildung eine Infrastruktur- maßnahme auslösen."

Kaldenhoff: Oft genug heißt es: Mache SOA, dann machst du es richtig. Das stimmt so aber nicht. SOAGovernance heißt, dass ich in kleinen Schritten meine Infrastruktur modernisiere, Kompetenzen aufbaue, Services dazu kaufe, Refinanzierungsmodelle entwickle.
Brenner: Es ist eine Aufgabe, die auf der einen Seite betriebswirtschaftlich konzeptionell anzugehen ist – die Services zu identifizieren, zu beschreiben, sie auch mit Komponenten, die auf dem Markt zur Verfügung stehen, zu vergleichen – und auf der anderen Seite die entsprechenden infrastrukturellen Voraussetzungen schafft. Man muss von Anfang an auf die Potenziale, Flexibilität, Standardisierung und Harmonisierung von Prozessen und Services losgehen und darstellen, dass man auf Zeit weitere Dienste aus den Internetmärkten einbauen kann.
CIO: Bedeutet SOAfizierung, dass ein Unternehmen seine Prozesse an vorhandene Services anpasst oder dass es sich die Services sucht, die zu seinen Prozessen passen?
Kaldenhoff: Beides. Ich werde niemals durch reine Infrastrukturmaßnahmen ein Unternehmen SOAfizieren,
so wie ich nicht allein durch marktgerechte Strategiebildung eine Infrastrukturmaßnahme auslöse. Aber
ich glaube, es ist die Aufgabe der IT – und wir sind nun mal auch ein Infrastrukturanbieter – sich näher zur
Strategie zu bewegen.
Brenner: CIOs stehen unter Druck: Das Geschäft fordert immer mehr Flexibilität, Innovationskraft, und
Kostenbewusstsein. Und entsprechend muss sich der CIO sehr viel mehr um die Anwender aus der Fachbereichen kümmern. Er muss Services sowie flexible und kostengünstige Dienstleistungen bieten. Wie er seine Infrastruktur regelt – so wichtig das für einen effizienten Betrieb ist – ist dem nachgeordnet.
CIO: Wer ist denn zuständig für SOA: der CIO oder der Fachbereich?
Kaldenhoff: In dem Moment, in dem ein Fachbereich die Darstellung eines Services fordert, fordert er eigentlich dessen Implementierung. Der CIO muss vor allem die Infrastruktur bereitstellen, damit der Fachbereich diese Implementierungen anstossen kann. Beide Bereiche sind involviert, aber der Auslöser kommt von der Fachabteilung.
CIO: Aber der CIO definiert die Regeln und übernimmt die Verantwortung für deren Einhaltung?
Brenner: Der CIO trägt entscheidende Verantwortung dafür, dass der Prozess in Richtung SOA zum richtigen Zeitpunkt eingeleitet wird und geordnet abläuft. Es geht darum, Prozesse anders zu dokumentieren, zu modellieren und Services zu beschreiben; festzustellen, ob man Services selber macht oder ob man sie von außen bezieht. Das sind Fragen, die der CIO für den Fachbereich zu beantworten hat. Auf der anderen Seite muss er eine Architektur durchsetzen, die für eine flexible Weiterentwicklung der Infrastruktur sorgen kann.
CIO: Diskutieren wir zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich mehr über Serviceorientierung oder mehr über Architekturen?
Brenner: SOA fordert den Aufbau eigener Architekturkompetenz. Sie können am Ende in dieser potenziell
heterogenen SOA-Welt nur dann erfolgreich sein, wenn Sie Architekturen als Rückgrat haben. Leider haben
projektgetriebene IT-Abteilungen eher wenig Freude an Architekturaufgaben. Und genau hier liegt eine zentrale Herausforderung für SOA-Governance: Architekturen und Architekturteams aufzubauen, Architekturen zu definieren, Managementprozesse einzurichten, die diese Architekturen kontinuierlich am Leben erhalten. Ich stelle in meiner Praxis fest, dass die Bereitschaft zugenommen hat, über Architekturen zu reden. Man kriegt das Thema wieder unter, und es hören wieder mehr Menschen zu als noch vor ein paar Jahren.
CIO: Wer ist der Architekt für SOA?
Brenner: Die Business-Architektur muss sehr stark vom Fachbereich kommen, die Infrastruktur-Architekturen liefert die IT.
Kaldenhoff: Glauben Sie, dass CIOs SOA heute für ein probates Mittel halten, um ihre IT langfristig zu
modernisieren?
Brenner: Nein. Ich glaube, dass sich SOA heute noch in einem frühen Stadium der Entwicklung befindet. Ich positioniere SOA eher in der Phase des Beweises der Machbarkeit und nicht im Bereich des flächendeckenden Roll-outs.

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