Die turbulente Apple-Geschichte

Zum 30. Geburtstag des Macintosh!

Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.

1980-1985: Apple Macintosh mit moderner GUI, Steve Jobs geht

Noch vor dem Börsengang erhält Steve Jobs Einblick in das legendäre Forschungszentrum Xerox Palo Alto Research Center (PARC). Die Eintrittskarte ist ein Aktien-Deal: Im Gegenzug darf Xerox noch vor dem Börsengang von Apple 100.000 Aktien für eine Million US-Dollar kaufen. Was Steve Jobs dort sieht, erweist sich als Inspiration für das Design künftiger PCs: die grafische Bedienoberfläche. "Ich dachte, das ist das beste Ding, was mir je in meinem Leben unter die Augen gekommen ist. [..] Und innerhalb von zehn Minuten war mir klar, dass eines Tages alle Computer so arbeiten würden", sagt Jobs 1995 in einem TV-Interview.

Einblick: Steve Jobs erhält Zugang in das Xerox Palo Alto Research Center PARC.
Einblick: Steve Jobs erhält Zugang in das Xerox Palo Alto Research Center PARC.
Foto: Xerox

Xerox hatte bereits mit dem Alto (1973) und dem Star (1981) erste Rechner mit grafischer Benutzeroberfläche (GUI, Graphical User Interface) entwickelt. Nach einer Präsentation für seine Entwickler sichert sich Steve Jobs die Rechte von PARC an der grundlegenden Idee des GUI - als Basis für das erste kommerzielle Betriebssystem mit GUI. Das ist nur möglich, weil Xerox PARC sich vor allem als Forschungszentrum versteht und kein weiteres Interesse an einer eigenen Vermarktung hat. Xerox sollte das bitter bereuen. Zehn Jahre später verklagt der Konzern im Dezember 1989 Apple Computer und verlangt 150 Millionen US-Dollar Schadensersatz wegen Patentverletzungen. In der Sache wird vor Gericht aber gar nicht mehr verhandelt, weil mögliche Ansprüche von Xerox inzwischen verjährt sind.

Den ersten Versuch, die grafische Bedienoberfläche auf dem Massenmarkt einzuführen, unternimmt Apple 1983 mit dem Modell Lisa. Doch der Geschäftserfolg bleibt aus. Der Preis von fast 10.000 US-Dollar ist viel zu hoch, um mit dem preisgünstigeren IBM-PC mithalten zu können. 1984 kommt der Apple Macintosh auf den Markt, ein Meilenstein in der Geschichte der Personal Computer. Noch nie war ein Computer so einfach zu bedienen. Und mit 2.495 US-Dollar ist der erste Mac zwar kein Schnäppchen, aber deutlich preiswerter als der Apple Lisa.

Der erste Mac enthält bereits die meisten Merkmale und Prinzipien jeder modernen grafischen Benutzeroberfläche: Den "Papierkorb", mit dem das Löschen von Dateien rückgängig gemacht werden konnte, die "Schreibtisch"-Metapher (Desktop), Drag and drop oder das Navigieren im Dateisystem mit Hilfe von Symbolen. Apple definiert damals die Human Interface Guideline als Vorgabe für die Gestaltung von Benutzeroberflächen. Damit stellt das Unternehmen sicher, dass alle Anwendungen über ein konsistentes Aussehen und eine gleichartige Bedienung (Menüstruktur) verfügen.

Doch trotz eines guten Starts verkauft sich der Apple Macintosh nicht so wie erhofft. Es gibt intern heftigen Streit um die Produkt- und Vermarktungs-Strategie. Apple macht Verluste und muss ein Fünftel seiner Belegschaft entlassen. Gegenspieler von Steve Jobs ist der damalige CEO John Sculley, ein ehemaliger Pepsi-Manager, den Jobs erst 1983 mit dem Satz "Wollen Sie Ihr Leben lang Zuckerwasser verkaufen oder die Welt verändern?" zu Apple gelockt hatte. Im Mai 1985 kann sich Sculley durchsetzen. Steve Jobs verlässt Apple daraufhin enttäuscht und verkauft alle Aktien des Unternehmens - bis auf eine. Mit dem Geld investiert Jobs in Pixar und gründet die Computerfirma NeXT.

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