Überschätzter Produktivitätsgewinn

BYOD zahlt sich selten aus

Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr - hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.
Unternehmen sparen deutlich weniger als angenommen, wenn Mitarbeiter ihre privaten Geräte für die Arbeit nutzen. Gerätekosten sind nahezu unerheblich. Auch der Produktivitätsgewinn werde überschätzt, behaupten die Analysten von Nucleus Research.

In die mühsame Berechnung eines ROIROI von Bring your own Device-Projekten im Unternehmen kommt durch die Produktivitäts-Parolen und die Versprechungen der Anbieter zusätzliche Verwirrung. Dabei würden diese Aufstellungen einer finanziellen Grundlage entbehren, schreiben die Analysten von Nucleus Research in ihrem Report Understanding the hard ROI of BYOD. Alles zu ROI auf CIO.de

Selten erreichen Unternehmen mit BYOD die Einsparungen und den ROI, mit dem sie gerechnet haben.
Selten erreichen Unternehmen mit BYOD die Einsparungen und den ROI, mit dem sie gerechnet haben.
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Die Analysten wollen damit aufräumen, dass hinter BYODBYOD das einfache Konzept vom Geräte anschaffen und Geld sparen steht. Denn die Kosten für Geräte würden in der Regel gerade einmal ein Zehntel der jährlichen Kosten eines Unternehmens für Mobilitätsausgaben ausmachen. Dazu kämen zum Beispiel Kosten für Daten, Support, Entwicklung und Software. BYOD könne sogar dazu führen, dass diese Posten teurer werden als bislang. Alles zu BYOD auf CIO.de

Selten, heißt es im Report, würden Unternehmen mit BYOD die Einsparungen und den ROI erreichen, mit dem sie gerechnet hätten. Aktuell erlauben etwa drei Viertel aller Firmen ihren Mitarbeitern die Nutzung privater Devices im Job. Doch bei Nucleus rechnet man damit, dass die Einführung von BYOD wegen der Kosten- und Nutzenabwägung schon 2013 zurückgehen wird.

Subventionierte Geräte mit einer Lebensdauer von 18 Monaten kosten rund 200 US-Dollar, das entspricht elf US-Dollar pro Mitarbeiter im Monat. Gibt es spezielle Rabatte oder kostenfreie Backups extra, spart man 20 bis 30 Prozent. Das bedeutet: Wälzen Arbeitgeber die Gerätekosten für BYOD auf ihre Angestellten ab, sparen sie gerade einmal acht bis elf US-Dollar monatlich. Noch nicht berücksichtigt sind dabei Kosten für Sprache und Daten, den Help-Desk, Entwicklungen, spezielle Software und die Produktivität.

Nach den Berechnungen von Nucleus Research summieren sich die monatlichen Sprach- und Datenkosten für ein Firmensmartphone auf 60 bis 65 US-Dollar monatlich. Die Herausforderung für Unternehmen liege hier in der Kostenerstattung für Mitarbeiter. Da auch die Erstattung Kapazitäten und Kosten in Anspruch nimmt, stellen die Analysten folgende Faustregel auf: Erstattet ein Unternehmen einem Mitarbeiter mehr als 40 US-Dollar für Sprach- und Datenkosten, zahlt es drauf.

Gewinner und Verlierer bei BYOD

Ein besonders wichtiges Thema beim Umgang mit BYOD ist die Datensicherheit. Das Mobilitäts-Management sollte mit Priorität behandelt werden. In der Regel ist es beim Umgang mit BYOD aufwändiger, weil Angestellte unter anderem überzeugt werden müssen, dem Arbeitgeber die Erlaubnis für das Installieren von Mobile Management Software zu erteilen. Tatsächliche Kosten für diesen erhöhten Aufwand benennen die Analysten nicht.

Bei der Messung der Produktivität warnen sie davor, ein BYOD-Umfeld mit einer stationärer Installation zu vergleichen. Ihrer Meinung nach wäre es falsch, in einer solchen Erhebung die Mobilität außer Acht zu lassen. Stattdessen sollte man BYOD mit einer Situation vergleichen, in der mobile Geräte vom Arbeitgeber bereitgestellt werden. Wenn ein Arbeitnehmer eine bestimmte Technologie benötigt, um seine Arbeit effektiv zu erledigen, sollte das Unternehmen investieren, heißt es im Report. Umgekehrt sollte man fragen, warum ein Mitarbeiter Anspruch auf ein mobiles Gerät haben sollte, wenn es keine Rechtfertigung dafür gibt.

Die Analysten glauben nicht so recht an Produktivitäts-Hochrechnungen wie die von Intel, laut der jeder BYOD-Nutzer täglich 57 Minuten einspart. In US-Dollar entspricht das einem Produktivitäts-Zuwachs von 700 Millionen, ein Prozent des Jahresumsatzes beim Chip-Hersteller. Nucleus Research hält es für realistischer, dass lediglich die Zeit eingespart wird, die ein Mitarbeiter mit dem Einrichten des Geräts verbringt. Denn das würde dann nicht während der Arbeitszeit sondern in der Freizeit passieren. Bei einem Mitarbeiter, der im Jahr für 250.000 Euro Umsatz sorgt, würde ein Arbeitstag Geräteeinrichtung dann folglich 1.000 Euro sparen.

Aus finanzieller Sicht sind die Gewinner beim Thema BYOD nach Meinung der Analysten die Betreiber, die deutlich davon profitieren würden, nicht mehr mit gesamten Unternehmen verhandeln zu müssen. Auch den Mitarbeiter selbst sieht man bei Nucleus als Profiteur, weil er durch BYOD deutlich mehr Freiheiten erhält. Ob die Unternehmen selbst bei dem Thema als Gewinner oder Verlierer dastehen, hänge ganz davon ab, wie sie ihre BYOD-Policy gestalten. Als die großen Verlierer sehen die Analysten diejenigen Mitarbeiter, die für Risikomanagement, ComplianceCompliance und die strategische IT-Planung verantwortlich sind. Sie müssten planen, obwohl sie überhaupt nicht wissen, welche Geräte die Mitarbeiter nutzen werden. Alles zu Compliance auf CIO.de

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