Mobilität: kommt jetzt das Dienst-Fahrrad?

Dienstrad statt Dienstwagen

22.01.2013
Von Benjamin Reuter
Seit Jahren kämpft Ulrich Prediger dafür, dass Unternehmen Dienst-Fahrräder anbieten dürfen. Das ist ihm jetzt gelungen.

Aus welcher anderen Stadt als Freiburg sollte so eine Idee kommen? Unternehmen, so ging es Ulrich Prediger vor fünf Jahren durch den Kopf, müssten ihren Mitarbeitern nicht nur Dienstwägen anbieten, sondern auch Diensträder.

Der heute 41-Jährige fuhr damals täglich mit dem Fahrrad die zehn Kilometer quer durch die Stadt zur Arbeit bei einem großen Medizintechnik-Konzern. "Ich hatte gemerkt, dass ich genauso schnell oder sogar schneller als mit dem Auto bin", sagt Prediger heute.

Außerdem empfand er die Bewegung an der frischen Luft als "gesund, angenehm und, nach einem stressigen Tag, entspannend".

Nur woher sollten die Unternehmen die Diensträder nehmen? Da Prediger lange in den Niederlanden gelebt hatte, entschied er sich, ein Unternehmen zu gründen, dass Bikes an Konzerne verleast. Im Nachbarland gibt es solche Firmen schon lange. In Deutschland war es ein Novum.

Also schrieb Prediger einen Businessplan, für den er sogar einen Preis gewann und sicherte sich die Finanzierung zur Gründung seines Startups "LeaseRad" von seiner Bank. Jetzt stand der Idee eigentlich nichts mehr im Weg. Eigentlich.

Denn als Prediger seinem Arbeitgeber vorschlug, ihm doch ein Dienstfahrrad statt eines Dienstwagens zur Verfügung zu stellen, lehnten die Verantwortlichen im Konzern ab. Kein Budget, außerdem sei es zu kompliziert.

Denn das Unternehmen hätte das Dienstrad nicht steuerlich geltend machen können. Zudem hätten die Mitarbeiter das Gefährt nicht in ihrer Freizeit nutzen dürfen. Diese Möglichkeit bestand unter der Dienstwagenregelung nur für Autos. Wenn deren Vorteile auch für Fahrräder gelten würden, dann gerne, versicherten ihm die Fuhrparkmanager.

Prediger war baff. Eine Lösung musste her. Er schrieb zuerst einen Brief an das örtliche Finanzamt. Keine Reaktion. Dann an das Bundesfinanzministerium in Berlin. Hier kam die Antwort vom zuständigen Staatssekretär: Weil Autos teuer seien und Fahrräder nicht, wolle man nichts an der bestehenden Regelung ändern, so der Tenor.

Doch Prediger gab nicht auf und suchte sich Unterstützer. Er holte den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club und andere große Interessenverbände ins Boot und schrieb noch einmal alle Finanzministerien in Deutschland an. Die Aktion, flankiert von einem Gesetzesentwurf des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann, hatte schließlich Erfolg.

Zur Startseite