5 Tage ohne E-Mails

Ständige E-Mails verursachen Stress

Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr - hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.
Forscher haben Angestellte von ihrem E-Mail-Account abgeschnitten. Sie arbeiteten in dieser Zeit fokussierter und produktiver, ihre Herzfrequenz war natürlicher.
Angestellte fühlen sich gestresster, wenn ständig neue E-Mails in ihrem Posteingang landen.
Angestellte fühlen sich gestresster, wenn ständig neue E-Mails in ihrem Posteingang landen.
Foto: Stokkete - shutterstock.com

Zahlreiche Angestellte fühlen sich in ihrem Arbeitsalltag von E-MailsE-Mails gegängelt. Klar ist: Wer sich den Tagesablauf von Outlook und Co. diktieren lässt, wird immer das Gefühl haben, unproduktiv und fremdgesteuert zu sein. Ratschläge für strukturiertes Zeitmanagement und spezielle Tools können dabei helfen, wieder fokussierter zu arbeiten. Alles zu Mail auf CIO.de

Während es bei diesem Thema bislang meist um die Aspekte Produktivität und Ablenkung ging, haben US-Forscher sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen einer E-Mail-Pause beschäftigt. Die Studienergebnisse von Wissenschaftlern der University of California und der US-Armee zeigen: Wer von seinem E-Mail-Account abgeschnitten wird, arbeitet nicht nur fokussierter und damit produktiver, sondern reduziert auch deutlich persönlichen StressStress. Alles zu Stress auf CIO.de

Die 13 Studienteilnehmer arbeiteten während fünf E-Mail-freien Tagen mit Puls-Uhren, eine Software dokumentierte, wie oft sie in dieser Zeit zwischen unterschiedlichen Bildschirmfenstern hin- und herwechselten. Die E-Mail-Leser wechselten doppelt so häufig zwischen Bildschirmfenstern hin und her wie die E-Mail-Pausierer. Die Herzfrequenz der Testpersonen mit E-Mail-Empfang war konstant hoch in einem Zustand der Alarmbereitschaft, die der Personen ohne E-Mails variierte stärker, was die Studienautoren als einen natürlicheren Zustand bezeichnen.

"Wenn man Angestellte vom E-Mail-Empfang abschneidet, reduziert sich ihr Multitasking-Verhalten und sie fühlen sich weniger gestresst", kommentiert Informatik-Professorin und Studienautorin Gloria Mark die Ergebnisse. Die Testpersonen mit E-Mail-Empfang wechselten im Schnitt 37mal pro Stunde zwischen Bildschirmfenstern hin und her. Die E-Mail-losen taten dies nur 18mal pro Stunde. Die Probanden selbst fühlten sich ohne E-Mail-Zugang besser in der Lage, ihre Aufgaben zu erledigen, denn so waren sie seltener stressigen und zeitintensiven Ablenkungen ausgesetzt.

Studien-Autorin Gloria Mark berichtet, dass es gar nicht so leicht gewesen wäre, Teilnehmer für diese Studie zu finden. Doch während der E-Mail-freien Zeit hätten die Probanden den Arbeitsalltag ohne E-Mails sehr genossen, vor allem dann, wenn der Vorgesetzte ihnen sein Einverständnis dafür gegeben hatte. "Die Testpersonen waren zufriedener damit, wieder direkter mit anderen Menschen in Kontakt zu stehen", sagt Mark. Doch es gab auch eine negative Auswirkung: Die Studienteilnehmer berichteten, dass sie sich durch die E-Mail-Pause in gewisser Weise isoliert fühlten. Im Experiment wurden sie von Kollegen mit wichtigen Informationen versorgt, die sie durch ihre E-Mail-Pause verpassten.

E-Mail-Empfehlungen für Unternehmen

Die Studienautoren sehen in ihren Ergebnissen Potenzial - auch für die Produktivität von Angestellten. Unternehmen sollten ihrer Meinung nach darüber nachdenken, die Login-Zeiten für E-Mails zu begrenzen oder neue Nachrichten zu bestimmten Zeiten gebündelt zu verschicken. So würden Mitarbeiter nicht andauernd von eintreffenden E-Mails abgelenkt werden.

Studienautoren von A Pace Not Dictated by Electrons - an Empirical Study of Work Without Email sind Gloria Mark und Stephen Voida von der University of California sowie Armand Cardello vom Natick Soldier Research, Development and Engineering Center der US-Armee. Finanziert wurde die Studie über die Auswirkungen von E-Mail-Pausen von der US-Armee und der National Science Foundation. Die US-Armee untersuche den Einsatz von Smartphones und E-Mail-Applikationen für Soldaten im Kriegsgebiet, heißt es in einer Mitteilung der University of California zu den Studienergebnissen.

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