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Riesen-Migration abgeschlossen

Munich Re bringt SAP auf Linux

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft hat eines der größten Migrationsprojekte Europas absolviert. 84 SAP-Anwendungen und Datenbanken zogen auf eine standardisierte Plattform um. Der Aufwand war immens, der Einspareffekt auch.
Andreas Thome Abteilungsleiter IT, Munich Re: "Wir wollen uns in technischen Segmenten immer wieder selbst herausfordern und weiterentwickeln, um Neuerungen zu prüfen und dann einzusetzen."
Andreas Thome Abteilungsleiter IT, Munich Re: "Wir wollen uns in technischen Segmenten immer wieder selbst herausfordern und weiterentwickeln, um Neuerungen zu prüfen und dann einzusetzen."
Foto: Munich Re

An einem Wochenende im Juli dieses Jahres war die größte Applikation der Munich Re samt dem angeschlossenen BI-System an der Reihe: Das SAP-Hauptbuch "RI-Admin" sowie das Global Data Warehouse wurden auf eine neue Plattform migriert. Rund zwölf Milliarden Datensätze mussten umziehen, knapp acht Terabyte Volumen. Der Transfer dauerte insgesamt 21 Stunden, verteilt auf drei Tage und Nächte. Es war der Höhepunkt eines Migrationsvorhabens, das in Europa seinesgleichen sucht: "Wir haben recherchiert und einfach kein größeres Projekt gefunden", sagt Andreas Thome, Abteilungsleiter IT bei Munich Re.

Die Anfänge des Vorhabens waren noch nicht von Aussicht auf Rekorde, sondern von einer einfachen rhetorischen Frage geprägt: "Muss das sein?", wollten der Vorstand und die Fachbereiche wissen, als Thome vor Jahren die Absicht beschrieb, die Client-Server-Architektur unter Unix durch Standard-Server unter Linux abzulösen. Drei Jahre habe er Überzeugungsarbeit geleistet, sagt der Manager heute, unterstützt von seinem internen Projektleiter Stefan Zahrer sowie von Experten im Konzern für Betriebssysteme, Datenbanken und SAP-Systemlinien. "Überzeugen", so ein Lerneffekt laut Thome, "können Sie nur im Verbund mit Kollegen."

Projekt - Munich Re zieht SAP auf Linux

  • Juni 2007: Performance-Tests von SAP und Oracle auf Linux mit Xeon/Opteron-Prozessoren

  • Oktober 2007: Reine SAP-Applikationsserver werden auf Linux Blades migriert

  • Januar 2008: Betrieb einer Linux-Blade-Infrastruktur wird aufgebaut (Architektur, Server-Management, Betriebskonzepte für SAP/Oracle auf Linux, Clusterkonzept etc.)

  • November 2008: Beginn der konkreten Projektplanung

  • Januar 2009: Start der Migrationen

  • Juli 2010: Migration von RI-Admin und Global Data Warehouse

  • August 2010: Abschluss des Gesamtprojekts

Eine mutige Entscheidung

Drei Jahre intensiver Diskussionen: Weshalb Linux, was bringt das, und was bedeutet Open SourceOpen Source für die Stabilität, die StandardisierungStandardisierung, die Unabhängigkeit? Funktioniert das überhaupt? Hat das schon jemand gemacht, oder müssen wir die Ersten sein? Warum sollen wir eine funktionierende und etablierte Systemlandschaft mit geschäftskritischen Anwendungen auf eine komplett neue Infrastruktur umstellen?Schwer wog die Unsicherheit, seit jeher nicht gern gesehen bei Versicherungsgesellschaften. "Das Risiko war da, und es war groß", räumt Thome heute ein. Die Diskussion - "eine lange Auseinandersetzung" - ging quer durch das Unternehmen und die IT-Organisation. Heute, nach dem erfolgreichen Abschluss des Projekts, spricht der IT-Manager von einer "mutigen Entscheidung". Alles zu Open Source auf CIO.de Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Schließlich bildeten die SAP-Anwendung RI-Admin und das Global Data Warehouse nur die Spitze des Eisberges. Sechs Stockwerke unter der Münchener Leopoldstraße, im RechenzentrumRechenzentrum von Munich Re, lief das vermutlich größte Migrationsvorhaben auf Linux in Europa ab. Der Konzern betrieb dort seine insgesamt 84 SAP-Anwendungen und Datenbanken auf acht voll ausgebauten Superdome-Servern von Hewlett-Packard (HPHP) und weiteren 30 Rack-Servern mit dem Unix-Derivat HP-UX. Die proprietären Rechner und das Betriebssystem waren nicht mehr zeitgemäß - heute zählen Konsolidieren, Standardisieren und Automatisieren. Alles zu HP auf CIO.de Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

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