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Apple Pay setzt deutsche Banken unter Druck

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Handlungsoptionen der deutschen Kreditwirtschaft

Für die deutsche Kreditwirtschaft ergeben sich aus obiger Analyse nach Ansicht von GFT nun mehrere Handlungsoptionen, um auf das Vorpreschen von Apple zu reagieren:

  • Mit der Markteinführung des iPhone 6 und Apple Pay muss die gesamte deutsche Kreditwirtschaft ihre Positionen zu Mobile Payment auf den Prüfstand stellen.

  • Die deutsche Kreditwirtschaft muss sich entscheiden, ob sie Apple und Google als Konkurrenten auf dem Markt für mobile Zahlungssysteme sieht oder auch Kooperationen als möglich erachtet. In den USA geht der Trend klar in Richtung Kooperation. Neben den großen Kreditkartenunternehmen sind auch JP Morgan Chase, Citigroup, Capital One und Bank of America sowie verschiedene große Handelsketten bei der Apple-Lösung mit an Bord, weitere werden bald folgen. Schon zur Einführung kann Apple Pay an 220.000 Akzeptanzstellen genutzt werden. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es aktuell gerade einmal 40.000 NFC-fähige Point of Sales (PoS).

  • Für die deutsche Kreditwirtschaft öffnet sich jetzt ein Zeitfenster, das Girokartensystem als Basis für deutsches Mobile Payment in Kooperation mit Apple, Google und anderen zu platzieren. Apple hat sich nicht dazu geäußert, wann Apple Pay in Deutschland verfügbar sein wird. Das Unternehmen wird die Zeit aber nutzen, um auch hierzulande starke Partner zu gewinnen.

  • Eine solche Kooperation setzt ein gemeinsames Vorgehen der gesamten deutschen Kreditwirtschaft voraus. Geschäftsbanken, Sparkassen oder Genossenschaftsbanken sind mit ihren Insellösungen allein für Apple und Google nicht attraktiv genug.

  • Eine Kooperation mit Apple und/oder Google muss keineswegs bedeuten, dass die deutschen Banken eigene Entwicklungen für das Mobile Payment einstellen. Aber auch hier muss ein gemeinsamer Standard für die gesamte deutsche Kreditwirtschaft das Ziel sein.

  • Neben einer Lösung für den Massenmarkt kann sich die deutsche Kreditwirtschaft beispielsweise mit Speziallösungen für besondere Sicherheitsbedürfnisse positionieren. Wird beispielsweise die NFC-Smartphone-Lösung mit einem separaten TAN-Generator gekoppelt, sind Man-in-the-Middle-Attacken ausgeschlossen.

  • Die deutschen Banken sollten sich nicht nur auf Technologien konzentrieren, sondern Alleinstellungsmerkmale und Innovationen in ihrem eigenen Kompetenzbereich identifizieren. So könnte beispielsweise das Mobile Payment ein Bestandteil des sogenannten Personal Finance Management werden, das die finanzielle Situation der Kunden ganzheitlich angeht.

  • Das deutsche Kreditgewerbe kann einen gemeinsamen Standard für das Mobile Payment auf Smartphones zum Startschuss für eine Denkfabrik nutzen, die weitere zukunftsweisende Mobile-Payment-Lösungen andenkt. NFC-Chips und Bedienelemente könnten auch in Wearables - zum Beispiel Uhren oder Datenbrillen - integriert werden.

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