"Ein CIO darf keine Dankbarkeit erwarten"

Was CIOs jungen Kollegen empfehlen

Michael Schweizer ist freier Autor in München.
Kommunizieren, netzwerken, die Technik kennen: All das raten erfolgreiche Teilnehmer des Wettbewerbs "CIO des Jahres" dem Nachwuchs. Die Schwerpunkte setzen sie unterschiedlich.

Um auch konzeptionell arbeiten zu können, benötigt ein CIO gute Führungskräfte, die ihm im Rahmen einer adäquaten Arbeitsteilung das Troubleshooting abnehmen", sagt Thomas Noth. Der CIO der Talanx AG hat 2012 den von CIO-Magazin und Computerwoche veranstalteten Wettbewerb "CIO des Jahres" in der Kategorie Großunternehmen gewonnen. "Wenn nötig, muss er zwar selbst ein effizienter Troubleshooter sein, aber er darf sich da nicht ständig hineinziehen lassen, sondern muss sich auf seine Führungskräfte verlassen können."

Thomas Noth gehört dem Vorstand der Talanx AGTalanx AG an und ist Vorstandsvorsitzender des konzerneigenen IT-Dienstleisters Talanx Systeme AG. Konzeptionell gearbeitet hat er in den letzten Jahren viel: Im Zuge der IT-Post-Merger-Integration von HDI und Gerling erneuert die Talanx AG ihre Anwendungslandschaft mit Hilfe von SAP-Standardsoftware. Das ist ungewöhnlich in einer Branche, die sonst auf Eigenentwicklungen setzt: "Indem wir als sehr große Versicherungsgruppe nun SAP-Software für wesentliche versicherungstechnische Funktionen einsetzen, sind wir Pioniere." Top-500-Firmenprofil für Talanx AG

Solche Großprojekte greifen in die Arbeitsgewohnheiten Tausender Mitarbeiter ein. Sie stehen unter ambitionierten wirtschaftlichen Vorgaben und brauchen intensive Verhandlungen mit mächtigen IT-Unternehmen. Um hier eine tragende Rolle ausfüllen zu können, muss man kommunikations- und konfliktfähig sein. Diese Eigenschaften hält Noth für eine Frage der Persönlichkeitsstruktur und daher für "nur begrenzt trainierbar". Jungen CIOs und CIO-Aspiranten empfiehlt er, sich entsprechend zu prüfen: "Wenn jemand dünnhäutig oder sehr introvertiert ist, passt der CIO-Job wahrscheinlich nicht zu ihm."

Nicht nur an die Unis denken

Astrid Fey, IT-Leiterin des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.
Astrid Fey, IT-Leiterin des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.
Foto: Fey

Astrid Fey, IT-Leiterin des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn, glaubt, dass man Kommunikativität üben kann. Der wichtigste Trainer sitze im eigenen Kopf: "Es kostet Überwindung, aber Schauspieler machen auch nichts anderes. Wenn man Verantwortung für seine Mitarbeiter übernehmen will, muss das sein." Fey hat die CIO-des-Jahres-Jury mit einem dreiteiligen "Projektbündel" überzeugt: Sie und ihr Team haben im BIBB ein Smartcard-basiertes Single-Sign-on, ein IT-gestütztes Nachhaltigkeits-Management sowie im RechenzentrumRechenzentrum neue Klimatechnik mit direkter freier Kühlung eingeführt. Die IT-Leiterin kennt viele Informatiker, die ihren Beruf gewählt haben, weil sie die Technik mögen: "CIO werden ist für manche dann wie ein Abdriften, man sitzt ständig in Meetings, und bei den Herren zwickt die Krawatte." Solchen Kollegen rät Fey, sich eine "technische Spielecke" zu suchen: "Das erhält die Freude an der Arbeit" und signalisiert Mitarbeitern und Dienstleistern, dass sie den Chef in praktischen Fragen nicht veräppeln können. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

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