5 Mythen und die Praxis

Wie ITler im Silicon Valley ticken

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Accenture wollte wissen, was IT-Entscheider von der Mentalität im Silicon Valley lernen und übernehmen können.
Auf dem Weg zum Silicon Valley.
Auf dem Weg zum Silicon Valley.
Foto: Michael Kvakin - Fotolia.com

"California Dreaming" heißt einer der bekanntesten Gassenhauer von den Mamas & Papas. Eben dieses Hippie-Feeling stellen die Analysten von Accenture ihrem Papier über die Informatiker des Silicon Valley voran. Jeanne Harris und Allen E. Alter wollten wissen, was diese ITler denn nun so besonders macht - und, was Entscheider in Unternehmen davon lernen können.

Die beiden Analysten fassen die Mentalität des Silicon Valley in fünf Punkten zusammen. Diese formulieren sie jeweils als scheinbares Gegensatzpaar.

"Done is better than perfect"

1. Entspannt - aber immer auf dem Sprung: Glaubt man Harris und Alter, zeigt ein Bummel durch das Silicon Valley jede Menge entspannter Gestalten in Coffee-Shops, die dem kalifornischen Lebensgefühl huldigen. Das aber dürfe nicht täuschen: "Aggressive" Terminvorgaben und außergewöhnlich kurze Produktlebenszyklen gehörten ebenso zum Alltag der Informatiker.

Der scheinbare Widerspruch löst sich auf in Regeln wie Vermeidung von Bürokratie und positiver Fehlerkultur. Im Deutschen lässt sich wohl am ehesten so umschreiben, dass man jemandem zutraut, "Dinge anzupacken", dass jemand "ein Macher" ist im Gegensatz zum Bedenkenträger. Typische Mantras im Valley lauteten denn auch "Done is better than perfect" und "Do it. Try it. Fix it".

Hohe Fluktuation und Reibungsverluste

2. Mit ganzem Herzen dabei - aber unabhängig: Informatiker im Silicon Valley bringen sich mit all ihren Fähigkeiten ein. Sie sind bereit, sehr lang und sehr viel zu arbeiten, wenn ein spannendes Projekt fertig werden muss. Dieses "wenn" beinhaltet aber auch, dass sie jederzeit bereit sind, den Arbeitgeber zu wechseln, sobald von anderer Seite noch spannendere Angebote kommen.

Accenture ist bewusst, dass große Unternehmen eine solche Einstellung in Sachen Mitarbeiterbindung nicht gerne sehen. Fluktuation ist immer mit Reibungsverlusten verbunden. Die Analysten appellieren an Entscheider zu einem Blickwechsel: Häufiger Austausch innerhalb der Belegschaft verhindert Betriebsblindheit und bringt neue Perspektiven ins Haus.

Ehrlichkeit und offene Kommunikation

3. Konkurrenzorientiert - und kooperativ: Zwar will im Silicon Valley jeder der Erste sein, das gilt für die Start-Ups ebenso wie ihre Mitarbeiter, dennoch legt man Wert auf Teamarbeit. Networking hat einen großen Stellenwert für die Generation FacebookFacebook. Laut Accenture funktioniert das Zusammenspiel von Konkurrenz und Kooperation vor allem durch eines: Ehrlichkeit. Offene Kommunikation spielt hier eine große Rolle. Alles zu Facebook auf CIO.de

Scheitern gilt nicht Schande

4. Pragmatisch - und immer optimistisch: Das knüpft an Punkt eins an. Pragmatismus umschreibt im Silicon Valley eine Bereitschaft, Dinge auch ohne umfangreiche Vorabüberlegungen zu tun - und aus Fehlern zu lernen. Scheitern gilt nicht als Flop oder Schande, sondern als Teil jeden Entwicklungsprozesses. Dazu zitiert Accenture Mark Zuckerberg: "The biggest risk is not taking any risk".

Viel Geld verdienen

5. Geld motiviert - aber Glück zählt: Es stimmt nicht, dass die ITler im Silicon Valley ausschließlich zwecks der Selbstverwirklichung arbeiten. Nach Beobachtung von Accenture wissen sie die monetären Anreize durchaus zu schätzen. Viel Geld zu verdienen, bezeichnen sie offen als eines ihrer Ziele.

Aber eben nur eines. Spaß an der Arbeit hat ebenfalls hohe Priorität. Außerdem denken die Informatiker durchaus strategisch: Sie sind bereit, für weniger Geld zu arbeiten, wenn sie einen angebotenen Job als wichtig für ihre persönliche und fachliche Entwicklung halten.

Wer IT-Chef in einem großen Unternehmen ist, sollte seinen Mitarbeitern laut Accenture daher sagen können: "Leute, ich habe ein interessantes Projekt für euch. Es wird euch allen etwas bringen."

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