Mitarbeiterbindung bei Bertelsmann und Vodafone

Lob & Ehre statt Kündigungen

02.09.2002

Damit man bei einer Auftragsflaute keine Top-Leute entlassen muss, arbeitet Bertelsmann in Spitzenzeiten mit bis zu 400 Externen zusammen. Für Wilfried Göckel, Vice President Human Resources, ein "wichtiger Puffer". Obwohl jedes dritte deutsche Unternehmen in den vergangenen Monaten Stellen abgebaut hat, ist sich kaum jemand über den Image-Schaden im Klaren, den eine solche Personaldiät verursacht. "Diese weichen Faktoren werden von den wenigsten thematisiert und tauchen in keiner Bilanz auf", sagt Retention-Experte Kratz. Ein kostspieliges Verhalten, vor allem dann, wenn bereits nach einigen Monaten Fachpersonal wieder akquiriert werden muss.

Auch Vodafone Information Systems (VIS) bastelt derzeit an neuen Karrierelaufbahnen für Führungsebene, Fachbereiche und ProjekteProjekte, abhängig von den "Skill-Sets" der Mitarbeiter. Auch hier werden Fach- und Projektlaufbahn aufgewertet. Bisher waren die "Fachbrösler" - so der interne Firmenjargon - den Linienmanagern unterstellt. Die Folge: IT-Tüftler, die sich gezwungen sahen, die Managerlaufbahn einzuschlagen, wenn sie KarriereKarriere machen wollten, können sich wieder ausschließlich ihrer Kernkompetenz widmen und trotzdem aufsteigen. CIO Joachim Bellinghoven weiß schon jetzt, dass viele leidenschaftliche Techniker unter den Managern zurück in die Fach- oder Projektlaufbahn wechseln werden: "Die sind froh, Verantwortung wieder abgeben zu können, ohne Geld oder Status einzubüßen." Alles zu Karriere auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de

Karrieren auch für Technikexperten

Die Kompetenzkarten wurden ebenfalls neu gemischt. Bellinghoven: "Oft hat sich ein Projekteiter darüber aufgeregt, dass der Executive Manager, der frühere Hauptabteilungsleiter, ihm gegenüber weisungsbefugt war. Das wollten wir ändern. Jetzt müssen sich die beiden zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung finden." Ende des Jahres, so die Planung, soll die neue Organisation verbindlich im gesamten Unternehmen implementiert werden. Ein regelmäßiger Newsletter ("Passion 4VIS") soll intern für die neuen Laufbahnen werben und sie transparent machen. Die neue Struktur müsse von den Mit-arbeitern "angenommen und gelebt" werden, so der CIO.

Karriereperspektiven sind das eine, die Einlösung der damit gegebenen Versprechen das andere. Rolf Neubert will trotz Enttäuschung nicht schlecht über seine ehemalige Company reden. Damit ist er wohl die Ausnahme. Den Schaden, den frustrierte IT-Manager beim Wechsel zur Konkurrenz verursachen, ist nicht zu beziffern. Ein Firmenwagen mit Parkplatz kommt in jedem Fall billiger.

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